„Fledermäuse sehen mit den Ohren“

Leverkusener Arbeitskreis hat sich seit 20 Jahren den nachtaktiven Tiere verschrieben.

„Fledermäuse sehen mit den Ohren“
Foto: dpa

Leverkusen. Seit 1997 gibt es den Arbeitskreis Fledermäuse der Leverkusener Naturschutzverbände Nabu und Bund. Vor 20 Jahren wurde er von sechs Fledermausfans gegründet. Mechtild Höller ist seit Beginn die Leiterin des Arbeitskreises und hat vieles in Bezug auf den Schutz dieser faszinierenden Säugetiere bewegt. „Wichtig war uns vor allem, diese nützlichen Tiere und ihre wichtige Rolle in der Natur allen bekannt zu machen“, sagt Höller.

Deshalb werden jedes Jahr spannende Exkursionen zu den nächtlichen Fliegern im Programm der Naturschutzverbände und in Kooperation mit dem Naturgut Ophoven angeboten. Bei den Exkursionen werden mit Hilfe von Bat-Detektoren die Laute der Fledermäuse eingefangen und für unser Ohr hörbar gemacht.

So kann man meist sogar die Fledermausart erkennen, die gerade im Dunkeln vorbeihuscht. Denn so ähnlich wie bei einem Dialekt nutzt jede Art ihre speziellen Frequenzen und ihr spezielles Tonmuster. „Fledermäuse sehen mit den Ohren“ — diese Aussage irritiert erstmal. Aber wer die Tiere kennt, weiß, dass sie sich mit Ultraschall orientieren. Sie stoßen Töne im für uns fast nicht hörbaren Ultraschallbereich aus. Wenn der Ton an einem Gegenstand oder einem Beutetier abprallt, kommt er als Echo wieder zu den Fledermäusen zurück. So können sie mit Hilfe ihrer optimal angepassten Ohren Gegenstände erkennen und Beutetiere orten und dann fangen. Eine herausragende Leistung vor allem, wenn man bedenkt, dass sie dabei Fluggeschwindigkeiten von bis zu 50 Stundenkilometern erreichen.

Der Arbeitskreis Fledermäuse hat sich vielen Aufgaben gewidmet. So erstellten die Mitglieder erstmal eine Bestandsaufnahme der Fledermäuse. Dazu durchstreiften sie die Stadt mit Ultraschalldetektor und offenen Augen, um so Anzeichen für Fledermäuse zu finden. „Zuerst waren wir sehr skeptisch, ob viele Fledermäuse in einer Industriestadt wie Leverkusen leben“, erzählt Höller.

Doch Leverkusen hat zu diesem Thema noch einiges zu bieten. Es wurden hier inzwischen elf Fledermausarten mit für Laien abenteuerlichen Namen nachgewiesen: Großer und Kleiner Abendsegler, Braunes Langohr, Große und Kleine Bartfledermaus, Breitflügel-, Zweifarb-, Wasser-, Fransen-, Zwerg-, Rauhaut- und Mückenfledermaus. Von diesen leben einige das ganze Jahr bei uns, andere kommen bei ihren Wanderungen nur bei uns vorbei.

Eine wichtige Arbeit des Arbeitskreises ist die Weitergabe von Informationen zu diesen nächtlichen Tieren. Dazu werden bei vielen Veranstaltungen Fledermaus-Infostände durchgeführt, bei denen kompetent über die Biologie, die Lebensweise und die Gefährdung der nächtlichen Jäger informiert wird - so u.a. auch im Kölner Zoo und auf der Landesgartenschau 2005. Das hilft, Vorurteile zu beseitigen und den Schutz für die Fledermäuse zu verbessern. So können zum Beispiel bei Hausbau oder -sanierungen Fledermausquartiere ganz einfach von vorneherein mit eingeplant werden.

Auch spannende Bildervorträge in Schulklassen und Kindergärten werden veranstaltet und finden großen Anklang bei den Kindern. Hier können sie hautnah erleben, wie engagiert sich die Ehrenamtler mit Fledermäusen beschäftigen und bekommen einen Einblick in diesen Aspekt der meist unbekannten Natur von Leverkusen. Bauaktionen von Fledermauskästen in Schulen zeigen den Kindern direkt Möglichkeiten der notwendigen Hilfestellungen für Fledermäuse.

Denn Fledermausquartiere in der Natur und in oder an Häusern werden immer rarer und die Kinder lernen, dass sie selber mit einfachen Mitteln etwas zum Schutz der Fledermäuse beitragen können. Aus dem Grunde beschäftigt sich der Arbeitskreis auch in vielen ehrenamtliche Stunden mit der Beratung von Hausbesitzern zu Fledermausquartieren am Haus. Bei den meisten Haussanierungen werden die Fledermausquartiere leider zerstört — können aber auf erstaunlich einfache Weise sinnvoll erhalten werden.

Highlight der 20 Jahre Fledermausarbeit war auch die Aufzucht von zwei nur ein paar Tage alten Zwergfledermaus-Babys. „Sie wurden uns aus Bonn gebracht, nachdem eine Katze sie ins Haus getragen hat“, sagt Höller. „Wir haben zwar immer wieder Pfleglinge. Aber zu diesen beiden Babys haben wir eine besondere Beziehung entwickelt. Sie waren vollkommen hilflos, denn die Augen waren noch geschlossen und sie waren noch unbehaart. Und wir haben es geschafft, sie großzuziehen! Anschließend haben wir sie dann in einem Jagdrevier mit vielen Insekten ausgewildert“.

Weiterhin sind dann auch die Kontrollen der Winterquartiere der Fledermäuse eine wichtige Aufgabe. Hier muss geschaut werden, ob die Bestände stabil sind und ob die Fledermäuse gesund sind. So kann man wertvolle Informationen sammeln und ggfs. helfend eingreifen. Fledermäuse haben schon immer die Menschen fasziniert. In vielen Texten und Büchern wird darüber berichtet. Dies nahm der Arbeitskreis zum Anlass, dazu zwei spannende Lesungen durchzuführen. Aktuell erkundet der Arbeitskreis mit einer Studentin zusammen die Brücken an Dhünn und Wupper auf ihre Nutzung als Fledermausquartier.

Am 18. November wird Leverkusen dieses Jahr Standort für alle Fledermauskenner und Interessierte. Dazu organisiert der Arbeitskreis die diesjährige Tagung des Landesfachausschusses Fledermäuse NRW im Forum Leverkusen. Anmeldungen sind noch möglich unter: www.fledermausschutz.de, Informationen erhalten Interessierte auch unter: [email protected]

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