Unfallstatistik Es kracht öfter ohne schlimme Folgen

Die Zahl der Unfälle ist 2015 gestiegen. Aber in weniger Fällen kam es dabei zu Schwerverletzten.

Unfallstatistik: Es kracht öfter ohne schlimme Folgen
Foto: Doro Siewert

Rhein.-Berg. Kreis. Unfallstatistik ist das eine, die Interpretation der Zahlen das andere. Was ist Verdienst (oder Versäumnis) der Polizei, was demografische Entwicklung, was witterungsbedingt? Beim drastischen Rückgang der Unfalltoten im Rheinisch-Bergischen Kreis seit 1975 ist klar: Hier spielen in großem Maß Sicherheitstechnik im Fahrzeug und Gurtpflicht eine Rolle.

Drei Verkehrstote auf den Kreisstraßen im vergangenen Jahr: Das ist nach dem Vorjahr und mit 2008 der zweitniedrigste Wert seit 1975. Damals waren noch 47 Menschen im neuen Kreisgebilde gestorben. Aber auch die drei Toten von 2015 (ein 19-jähriger Motorradfahrer auf der L 101 in Dabringhausen, ein 16-jähriger Kleinkraftradfahrer in Kürten und zuletzt eine 68-jährige Fußgängerin im Zentrum von Odenthal) „sind drei zu viel“, wie Landrat Hermann-Josef Tebroke bei der Präsentation der Unfallstatistik sagte.

Immerhin: Nicht nur die Zahl der Toten bewegt sich auf niedrigstem Niveau, auch die Zahl der Unfälle mit Schwerverletzten ist 2015 gegenüber dem Vorjahr kreisweit um elf Prozent zurückgegangen. Das verwundert insofern, als die Zahl der Unfälle insgesamt mit 8644 den höchsten Stand der vergangenen zehn Jahre erreicht hat — Auswirkung steigender Zulassungszahlen. Seit Jahren hat Rhein-Berg landesweit auch die höchste Pkw-Dichte: Auf 1000 Einwohner kommen hier 592 Pkws. „Wir sind ein vermögender Kreis, in dem viele sich den Zweit- oder Drittwagen leisten können“, sagt Gerhard Wallmeroth, Abteilungsleiter Polizei in Bergisch Gladbach.

Vor allem die jungen Erwachsenen stechen aus der Statistik heraus: Seit Jahren sind die 18- bis 25-Jährigen weit überproportional zu ihrem Bevölkerungsanteil am Unfallgeschehen beteiligt und tragen auch ein deutlich höheres Verletzungsrisiko. Das hat mit unangepasster Geschwindigkeit, Drogen, aber auch Smartphones und Tablets zu tun, die während der Autofahrt immer wieder für Unaufmerksamkeit sorgen. Mitunter ist der Nachweis schwer, dass das Handy Unfallursache war. „Aber wir beschlagnahmen auch Handys, um sie auszulesen und zu beweisen, dass sie im Moment des Unfalls benutzt wurden“, sagt Wallmeroth.

Senioren sind entgegen vielen Vorurteilen bei Verkehrsunfällen eher unterrepräsentiert. Dabei verweist die überfahrene Fußgängerin in Odenthal aber auf ein besonderes Problem dieser Altersgruppe: „Viele Senioren denken, ich sehe alles, also werde ich auch gesehen“, sagt der Polizeichef. Anders als bei Jugendlichen und jüngeren Erwachsenen gibt es kaum reflektierende Kleidungsbestandteile. Und die Vorliebe für dunkle Kleidung kann gerade in den Wintermonaten fatale Folgen haben.

Bei den Motorradunfällen im Kreis ist die Zahl gegenüber 2014 um 13 leicht auf 94 gesunken. Kam früher die Hälfte der beteiligten Motorradfahrer aus dem Kreisgebiet selbst, liegt ihr Anteil gegenüber den Auswärtigen jetzt nur noch bei einem Drittel. Die Polizei führt das auch auf ihre Präventionsarbeit zurück.

Neben dieser setzt die Behörde weiter auf die Überwachung. Mehr als 20 000 Geschwindigkeitsverstöße wurden vergangenes Jahr festgestellt, dazu fast 2500 Verstöße gegen das Handyverbot am Steuer. „Dabei bedeuten zwei Sekunden Blick auf das Smartphone bei Tempo 50 einen Blindflug von 30 Metern“, erläutert Markus Fischer, Leiter der Führungsstelle der Direktion Verkehr.

Gute Nachricht: Eine Raserszene, die sich wie in Köln zu illegalen Straßenrennen mit oft tödlichem Ausgang verabredet, gibt es im Kreis bisher ebenso wenig wie eine entsprechende Strecke.

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