Erster Klassiksonntag im Schloss Morsbroich

Die Westdeutsche Sinfonia Leverkusen präsentiert am 8. Oktober Werke von Beethoven und Brahms.

Erster Klassiksonntag im Schloss Morsbroich
Foto: Ulrike von Loeper

Leverkusen. Und — wie sonst auch — startet der 1. KlassikSonntag! der Spielzeit 2017/2018 am kommenden Sonntag um 11 Uhr mit einer Matinee und Einführung mit Musik & Gespräch mit Dirk Joeres und Musikern im Schloss Morsbroich.

Den Göttern stahl er das Feuer, um es den Menschen zu bringen; zur Strafe ließ ihn Zeus an den Kaukasus schmieden, wo ihm ein Adler täglich seine nächtens nachwachsende Leber herausriss: Der mythische Prometheus, Lichtgestalt und Märtyrer, ist eine der prominentesten Symbolfiguren einer epochalen „ZeitenWende”. Zumal im Zeitalter der Aufklärung wurde er als heroischer Befreier aus den Fesseln blinden Aberglaubens und despotischer Willkür gefeiert — ein Sujet ganz nach dem Geschmack von Ludwig van Beethoven.

Aus seiner 1800/01 entstandenen Ballettmusik zu „Die Geschöpfe des Prometheus” (einem Szenario des Tänzers Salvatore Viganò) stammt die rasch auch selbstständig aufgeführte „Prometheus”Ouvertüre. Aber auch mit dem Namen Beethoven verbindet sich die Vorstellung einer (musikhistorischen) „Zeitenwende“, zu deren verblüffendsten Zeugnissen die berühmte Sinfonie Nr. 5 c-moll gehört. Aus einem Winzling von Motiv (ta-ta-ta-taa — „so pocht das Schicksal an die Pforte“) erschuf Beethoven eine ganze sinfonische Welt; nachgerade „prometheisch“ erweiterte er die Ausdrucksmöglichkeiten der Instrumentalmusik und ließ Gepflogenheiten der klassischen Musiksprache hinter sich.

Das besagte Viertonmotiv hat der Geiger Joseph Joachim einmal mit „Jo — ach — im — Brahms“ textiert — ein Zeichen der engen kreativen Verbundenheit der beiden Künstler. An Joachim schrieb Brahms im Sommer 1887: „Mache Dich auf einen kleinen Schreck gefasst! Ich konnte derzeit den Einfällen zu einem Konzert für Violine und Violoncello nicht widerstehen, so sehr ich es mir auch immer wieder auszureden versuchte“.

Das daraus entstandene Doppelkonzert für Violine und Violoncello a-moll op. 102 — das letzte Orchesterwerk des Komponisten — knüpft, ähnlich wie auch Beethovens Tripelkonzert, an die Tradition der mit mehreren Solisten besetzten Sinfonia concertante an, um sie in romantischem Geist neu zu beleben. Was ihr denn auch vortrefflich gelingt — zumal wenn zwei gleichermaßen begnadete Solisten aufeinandertreffen. Und hierfür ist bestens Sorge getragen: Die Soloparts liegen in den Händen von Andreas Reiner, dem Konzertmeister der WSL und ehemaligen Primarius des Rosamunde Quartetts, und ihrem 1. Solo-Cellisten István-Alexander Gaal.

Als Solist wie Kammermusiker ist Gaal ein gefragter Cellist, gastiert deutschlandweit sowie in vielen europäischen Ländern und in Japan, wirkt zudem seit 1995 als Solocellist bei der Westdeutschen Sinfonia Leverkusen und seit 1999 im Amadeus-Kammerorchester Dortmund und betreut als Mentor die Stipendiaten der Orchesterakademie in Essen.

Im Rahmen der Konzerte der Essener Philharmoniker interpretierte er unter anderem die Solopartien in Kabalewskis Cellokonzert Nr. 2, Schumanns Cellokonzert a-Moll, Saint-Saëns’ Cellokonzert Nr. 1, Cellokonzerten von Danzi, Boccherini und Vivaldi sowie in Haydns „Sinfonia concertante“.

Der in Wien geborene und in Eisenstadt, der Heimatstadt Joseph Haydns aufgewachsene Geiger Reiner erhielt seine Ausbildung bei Werner Ehrenhofer, Edith Steinbauer und Itzhak Perlman. Sein Talent manifestierte sich sehr früh und er spielte sein erstes Solokonzert im Alter von sieben Jahren. Er hat seitdem in fast allen europäischen Ländern, in Nord- und Südamerika und Japan konzertiert. Mit Christian Zacharias, Roger Vignoles, Aci Bertoncelj, Tsimon Barto und Jean-Yves Thibaudet hat er Recitals gespielt.

1987 wurde Dirk Joeres zum Künstlerischen Leiter der Westdeutschen Sinfonia Leverkusen ernannt. Mit diesem Orchester konzertierte er in den großen Sälen, vom Amsterdamer Concertgebouw bis zum Wiener Musikvereinssaal, von der Berliner Philharmonie bis zum Kennedy Center Washington. Nach dem Salzburg-Debüt schrieben die ‚Salzburger Nachrichten’: „Joeres gehört zu jenen Dirigenten, die wissen, wie Musik unmittelbar zum ‚Sprechen’ kommt“. 2000 wurde Dirk Joeres zum Associate Conductor des Royal Philharmonic Orchestra London ernannt; 2007 wurde er dessen Ständiger Gastdirigent.

kulturstadtlev.de

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