Burscheid Erste große Liebe mit einigen Macken

Ein flotter grüner Karmann Ghia war das erste Auto von Renate Bergfelder-Weiss. Ein sportlicher Frühstart mit Hindernissen.

Burscheid: Erste große Liebe mit einigen Macken
Foto: Doro Siewert

Burscheid. Wer sein Auto liebt, der schiebt! Mit diesem Motto begann die „Autokarriere“ von Renate Bergfelder-Weiss. Der erste Wagen der damals 20-jährigen Burscheiderin war ein grüner VW Karmann Ghia Typ14.

Burscheid: Erste große Liebe mit einigen Macken
Foto: Renate Bergfelder-Weiss

Sportlich, sportlich eigentlich, schon das Vorgängermodell ihres Autos wurde damals vom Volksmund als „Hausfrauen-Porsche“ oder „Sekretärinnen-Ferrari“ getauft. Der hatte allerdings nur 30 PS und wurde diesem Ruf als schneller Flitzer kaum gerecht. Schon eher das damalige Modell der heute 60-Jährigen mit 50 PS.

Exakt dieser allerdings war in der Stadt zumindest nicht als Blitzstarter berüchtigt: „Der ist öfter mal nicht angegangen“, erinnert sich die Mitarbeiterin der Verwaltung, die das Büro des Bürgermeisters leitet. Und die Erinnerungen daran sind nicht nur bei ihr noch sehr frisch. „Alle können sich an das Auto erinnern, vor allen Dingen die, die geschoben haben“, sagt Renate Bergfelder-Weiss schmunzelnd.

Das war wohl so eine Art Deal damals: Die 20-Jährige fährt zur Disko, die Freundinnen werden dorthin und wieder nach Hause chauffiert, müssen dafür aber einen Obolus in Form von Muskelkraft entrichten. Oftmals reichte aber ein kleiner Schubser. Beispielsweise von der Tankstelle an der Pastor-Löh-Straße aus, um dann die Kraft des Gefälles nutzen zu können. Den Hinweis, woran es gelegen haben könnte, liefert die Sprecherin der Stadt auch. „Der Wagen hatte eine Sechs-Volt-Batterie.“ Und mit der war es wohl nicht zum Besten bestellt. „Immer, wenn ich im Dunkeln durch ein Waldstück zur Leichlinger Diskothek gefahren bin, musste ich das Fernlicht anschalten, um etwas sehen zu können.“ Reaktionen von geblendeten Autofahrern, die entgegenkamen, gab es nicht: Das Fernlicht wirkte wie normales Abblendlicht. „Ich habe zumindest nie wütende Autofahrer bemerkt“, sagt die Burscheiderin. Aber, wie das immer so ist: Die kleinen Fehler spielen bei der „ersten großen Liebe“ nie eine große Rolle. „Der Karmann Ghia hat es mir sofort angetan, als ich ihn zum ersten Mal sah“, erinnert sich Renate Bergfelder-Weiss.

In Köln wurde er gekauft, vermittelt wurde der Fang durch den Freundeskreis. Ob auch jene darunter waren, die später schieben mussten, ist nicht überliefert. Wohl aber erinnert sich die Burscheiderin genau an die Summe, die sie auf den Tisch blättern musste: 2000 Mark. Eine Menge Geld für die damalige Auszubildende der Stadtverwaltung, die 1973 mit einem Verwaltungspraktikum im Rathaus begann und einen Inspektorenlehrgang anschloss, bevor sie 1978 mit dem Aufbau des neuen Ratsbüros begann. Etwa in die Mitte dieser Zeit fiel die Führerscheinprüfung im Juni 1976 und der Kauf des Karmann Ghia im Oktober des selben Jahres. 1000 Mark hatte Renate Bergfelder-Weiss gespart, mit der anderen Hälfte des Betrages half der Bruder weiter. „Selbstverständlich habe ich alles wieder zurückgezahlt.“

Etwas Besonderes war damals in der Familie Bergfelder übrigens nicht nur der grüne Flitzer. „Meine Eltern hatte beide kein Auto und auch keinen Führerschein.“ Die damals 20-Jährige war die erste, die die mobile Ära der Familie einläutete. Die erste Etappe dauerte allerdings nur zwei Jahre und wurde durch einen Unfall beendet. Auf der Pastor-Löh-Straße an der Ecke zur Straße Auf der Schützeneich krachte ein anderer Autofahrer auf den Karmann Ghia und legte alte Jugendsünden offen: Spachtelmasse, mit der der Wagen nach einem früheren Unfall wieder in die alte Form gebracht worden war. Und damit war es auch vorbei mit der ersten Liebe. „Von da an habe ich das Auto meinem Bruder überlassen.“ Und es folgten Käfer Nr. eins, zwei und drei - in grau, orange und grün. Dass später mit einem Honda Civic auch mal ein Japaner folgte, entschuldigt Renate Bergfelder-Weiss mit der Optik. „Ich habe einfach gekauft, was ich schön fand.“ Heute fährt sie einen Opel Adam — und der, Liebhaber von Oldtimern mögen es nachsehen, erinnert durch seine runde Form und die sportliche Note durchaus an den Karmann Ghia.

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