Entdeckerreise im Eisenbahnland

Neues Buch von Bernd Franco Hoffmann führt den Leser an 111 Orte, an denen sich alles um die Schiene dreht.

Entdeckerreise im Eisenbahnland
Foto: Eppinger

Rheinland. Köln ist eines der wichtigsten Drehkreuze für den deutschen und für den internationalen Bahnverkehr. Aber auch in den umliegenden Städten gibt es viele Einsenbahnorte, die für die Entwicklung des Schienennetzes für Menschen und Güter wichtig waren oder es noch sind. Das Rheinland ist ein Eisenbahnland. Autor Bernd Franco Hoffmann und Fotograf Anton Luhr nehmen den Leser in ihrem beim Emons Verlag erschienenen Buch mit auf eine Reise zu 111 Eisenbahnorten.

Entdeckerreise im Eisenbahnland
Foto: Eppinger

Es sind kuriose Orte wie der Driescher Kreisel in Bergisch Gladbach, der gerne als Kirmes-Kreisel verspottet wird. 14 Schranken und 23 Ampeln gehören zu Deutschlands wohl größtem Bahnübergang. Bis zu zehn Minuten kann es dauern, bis ein Zug diesen Übergang passiert hat. Eine besondere Geschichte hat auch die Müngstener Eisenbahn im Wuppertaler Stadtteil Ronsdorf zu bieten. Dort verteilten 1891 zwei Knaben verdorbenen Hering auf den Schienen und sorgten so dafür, dass eine Dampflok bei der Eröffnungsfahrt aus den Schienen rutschte.

Zu den 111 Orten gehört auch ein Bahnhof wie der in Rolandseck, der mit dem Arp-Museum einen direkten Kunstanschluss bietet. Auch beim alten, heute gastronomisch genutzten Kaiserbahnhof in Brühl ist das Max-Ernst-Museum nicht weit entfernt. Kulturell genutzt wurde zudem der Bahnhof Ahrdorf in der Eifel — er diente Anfang der 80er den Kölschrockern von Bap als Probenraum.

Präsentiert wird auch die vergangene Eisenbahnzeit wie bei der Wesselbahn in Bonn-Endenich. Dort enden die alten Schienen der aufgegeben Strecke heute im Imbiss Wurst-Waggon. Auch im modernen Stadtquartier im Kölner Rheinauhafen zeigen Schienenreste, dass dieser Ort einst ein wichtiger Platz für den Bahn- und Schiffsverkehr war.

Eine Gedenktafel erinnert heute am Düsseldorfer Hauptbahnhof daran, dass am 20. Dezember 1838 die erste Eisenbahn in Westdeutschland von Düsseldorf nach Erkrath fuhr. Nur noch wenige Reste sind vom Bahnhof der Bergisch-Märkischen Eisenbahn am Deutzer Rheinufer übriggeblieben — dazu gehören zwei Bahndammbrücken, die in den neuen Rheinboulevard integriert wurden.

Ein wichtiger Umschlagplatz ist bis heute in Hürth der Bahnhof Köln-Eifeltor. Er bot nach dem Krieg den Kölnern auch eine gute Möglichkeit zum Fringsen — dem Klauen von Kohle von den Güterzügen. Bis heute in Köln-Braunsfeld erhalten ist die Klüttenbahn, die an der Aachener Straße den Weg der Stadtbahnlinie 1 kreuzt, und auf der immer noch einzelne Güterzüge unterwegs sind. Die imposante Kölner Südbrücke gehört für den Güterverkehr bis heute zu den bedeutsamen Rheinquerungen. Ein Straßenbahnmuseum ist dagegen heute der ehemalige Betriebshof in Thielenbruch.

Einen kritischen Blick wirft der Autor auf ein Stück Bahngeschichte im Dritten Reich, als vom Bahnhof Deutz-Tief die Transporte in den Tod abgewickelt wurden. Damals nutzten die Nazis das nahegelegene Messegelände als Sammelstelle für ihre Todeslager — eine Außenstelle des KZ Buchenwald.

Zu den „111 Eisenbahnorten, die man gesehen haben muss“ (240 Seiten, 16,95 Euro) gehört auch die Drachenfelsbahn in Königswinter, die hinauf zum „Berg der Deutschen führt“. Zum einem neuen Wohn- und Arbeitsquartier hat sich die Bahnstadt Opladen in den vergangenen Jahren gewandelt. Früher stand dort eines der wichtigsten Ausbesserungswerke der Bahn. An die Geschichte erinnern zum Beispiel noch der Wasserturm und das Kesselhaus.

Zur Eisenbahngeschichte gehört im Leverkusener Stadtteil auch der Bahnhof Pattscheid, er war die letzte eröffnete Stadion für die 1881 fertiggestellte für die Strecke zwischen Opladen und Lennep. Heute führt hier die Balkantrasse die Radler durchs Bergische Land. Zu den wichtigsten Landmarken zählt dort auch die 1897 eingeweihte Müngstener Brücke in Solingen, die von 930 000 Nieten zusammengehalten wird.

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