Eine neuer Eigentümer für den Gewerbepark

Michael Schwarz hat das Objekt im Luisental gekauft — aus wirtschaftlichen und ein wenig auch ideellen Gründen.

Burscheid. Die Immobilie ist ihm seit 30 Jahren vertraut. Als Michael Schwarz noch am Büchel und nicht am Markt wohnte, ist er tagtäglich an der Colonia-Feinlederfabrik vorbeigekommen. Mitte der 90er Jahre wurde daraus ein Gewerbepark. Seit Anfang dieses Monats gehört das Objekt ihm.

Kann ein Gewerbepark eine Herzensangelegenheit sein? Das wäre Schwarz dann doch zu dick aufgetragen. Er nennt es lieber eine „minimale emotionale Bindung“: die Erinnerung an seinen Freund Wolfgang Kondruss, der sich für die Benennung der Straße nach Max Kohl einsetzte — und die Erinnerung an Max Kohl selbst, den Firmengründer der Lederfabrik, der wegen seines Einsatzes für seine jüdischen Arbeiter im polnischen Lemberg von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem 1972 als „Gerechter der Völker“ geehrt wurde.

Diese „emotionale Bindung“ gab aber nur zu einem kleinen Teil den Ausschlag. Wichtiger für den 65-Jährigen: „Ich war auf der Suche nach einer neuen Herausforderung.“ Seit zehn Jahren befindet sich der einstige Industriekaufmann bei Bayer im Vorruhestand. Und dann ist da noch die anhaltende Niedrigzinsphase, die einerseits dem eigenen Ersparten nichts einbringt, andererseits aber auch für denkbar niedrige Hypothekenzinsen sorgt.

Also hat Schwarz über eigene Mittel und Kredite rund eine Million Euro in die Hand genommen und die einstige Fabrik gekauft, die schon seit drei Jahren zum Verkauf stand. Die drei Gesellschafter der GbR, der das Objekt seit 1995 gehörte, wollten sich aus Altersgründen davon trennen.

Jetzt nennt der UWG-Ratsherr ein Grundstück von gut 8600 Quadratmetern sein Eigen, wovon 3600 Quadratmeter als Gewerbefläche genutzt werden, unterteilt in 19 Parzellen, die zum Teil für einzelne Mieter wieder zusammengelegt wurden. „Derzeit sind alle Flächen vermietet“, sagt Schwarz. 14 Parteien sind im Luisental ansässig.

Den Branchenmix hält der neue Besitzer für „praktisch krisensicher“. In der Tat hat sich im Laufe der Jahre eine kuriose Mischung ergeben: Eine Schlosserei und Schreinerei ist dort ebenso zu finden wie ein Reifenhändler, ein Produktionsbetrieb für Hartverchromung ist im Aufbau begriffen und seit 1. August hat auch das Berufsfortbildungswerk des DGB Schulungs- und Werkstatträume angemietet. Und das bunte Spektrum reicht noch weiter bis zu einem Handel mit gebrauchten Ersatzteilen für alte Jaguars und dem Vereinsheim des Motorradclubs „Outlaws“ — „ganz friedliche Leute, die ihre Räume vorbildlich in Schuss gebracht haben“, wie Schwarz erzählt.

Einen großen Investitionsrückstau sieht er im Gewerbepark nicht. Und wenn es mal klemmt wie unlängst bei einem Rolltor, ist schnell Abhilfe geschaffen. „Ich wohne ja vor Ort. Für das Objekt ist das von Vorteil.“

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