Eine Ente, die eigentlich keine war

Eine Dyane 6 war das erste Auto von Jelle von Dryander. Der Wagen lief und lief und lief . . .

Eine Ente, die eigentlich keine war
Foto: DS

Burscheid. Von Leidensgeschichten mit dem ersten Auto haben wir in Zusammenhang mit der BV-Serie „Mein erstes Auto“ in den vergangenen Wochen häufig gelesen. Die erste Liaison mit der Liebe auf vier Rädern hielt oft nicht sehr lange — weil die Gefährten auf vier Rädern im Gegensatz zu ihren meist weiblichen Besitzern schon ein bisschen altersschwach oder grundsätzlich zart besaitet waren.

Eine Ente, die eigentlich keine war
Foto: DS

Serie: Mein

Eine Ente, die eigentlich keine war
Foto: Jelle von Dryander

erste Auto

Ganz anders da die Dyane 6 von Jelle von Dryander. „Das Auto fuhr ohne Ende“, erinnert sich die Vorsitzende des Burscheider Kulturvereins. Den orangefarbenen Citroën kaufte die Architektin für 1600 DM (1000 Mark gab es von der Oma für das bestandene Abitur) im Sommer 1979 und fuhr ihn bis Herbst 1984. „So weit hat es keine meiner Vorgängerinnen geschafft“, spielt die Burscheiderin schmunzelnd auf die Veröffentlichungen im Bergischen Volksboten in den vergangenen Wochen an. „Wir sind sogar mit vier Personen bis nach Wien damit gefahren.“ Weitere Ziele waren unter anderem Paris und das Elsass. Und das mit 32 PS. Das Auto war eng verwandt mit dem 2CV — und wurde von der heute 57-Jährigen vermutlich genau deshalb so genannt, weil das bekanntere Auto des französischen Herstellers Kult war. „Ich sagte Ente dazu, wir hatten es versucht mit Zitrönchen, aber das passte nicht.“ Dazu hätte der Wagen wohl gelb sein müssen.

Wie viel Kilometer Jelle von Dryander mit ihrer „Ente“ in fünf Jahren geschafft hat, weiß sie heute nicht mehr. Viele müssen es gewesen sein, nicht nur wegen der Ausflüge in die weite Welt mit Musik aus dem Kassettenteil des Radios von Saga, Fleetwood Mac und Neil Diamond. Von ihrem Studienort in Mainz ging es trotz einer dortigen Studentenwohnung jedes Wochenende zurück in die Heimat nach Leverkusen.

Allerdings näherte sich auch für sie der Tag des Abschieds von dem französischen Lastesel, auf dem auch schon mal ein Surfbord mit Spanngurten festgezurrt wurde. „Das Problem war die Karosserie“, erklärt Jelle von Dryander. Durchgerostet natürlich. Warum der Wagen aber tatsächlich schlapp machte, das weiß sie nicht mehr. Aber ihre Gefühle, an die kann sie sich noch genau erinnern. „Ich habe echt geweint, als der Abschleppdienst kam und das Auto zum Schrottplatz transportierte.“ Geblieben ist nicht nur die Erinnerung, sondern auch das „Outdoor-Gefühl“, dass künftig alle Autos „oben ohne“ sein mussten. Wahrscheinlich, weil in Frankreich auf der Schnellstraße mal das Rolldach der Dyane weggeflattert war und keinen Stress auslöste. „Es war ja warm und regnete nicht.“ Freilich wurde später ein neues Rolldach auf dem Schrottplatz für 50 Franc besorgt. Wenn eine Panne ohne Dach über dem Kopf so einfach behoben wird, kann daraus wohl nur ein Lebensgefühl erwachsen. Später folgten ein Fiat Panda mit Faltdach, ein Golf mit Schiebedach, ein Polo Open Air und ein Mini — natürlich als Cabrio.

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