Die Schule ruft auch ohne Schüler

Schulkinder freuen sich über sechs Wochen Freizeit. Aber was machen eigentlich die Lehrer?

Burscheid. Lehrer haben morgens recht und nachmittags frei. Und außerdem sechs Wochen Sommerferien. Welcher andere Arbeitnehmer kann das noch von sich behaupten? "Sechs Wochen Urlaub wären schön, entsprechen aber nicht der Realität", räumt Waltraud Schmitz, Rektorin der Friedrich-Goetze-Hauptschule, mit diesem Vorurteil auf. "Ich werde mich in den ersten dreieinhalb Wochen zwar gnadenlos in den Urlaub verabschieden, aber danach geht die Arbeit wieder los."

Stundenpläne müssen geschrieben, Unterlagen durchgearbeitet und Konferenzen geführt werden. "Von sechs Wochen Ferien bleiben mir vielleicht drei Wochen übrig", schätzt Lisa Voss, Lehrerin an der Hauptschule. Sie zählt auf: "Nachprüfungen stehen an, die Schulbücher müssen inventarisiert werden. Am Dienstag bin ich wegen des neuen Lernzentrums noch mal in der Schule, am Mittwoch trifft sich unsere Steuerungsgruppe, am Donnerstag ist allgemeine Lehrerkonferenz und dann müssen noch einige Klassenräume eingerichtet werden."

Angelika Büscher, stellvertretende Rektorin der evangelischen Realschule, ergeht es da nicht anders. "In den nächsten Tagen gibt es noch 14 Nachprüfungen und einige Gespräche mit verschiedenen Schülern, die zum Beispiel die Schule wechseln", erzählt sie. Jeder Kollege muss zudem den Unterrichtsstoff für das nächste Jahr vorbereiten - oft in Absprache mit den anderen Fachlehrern. Komplett geschlossen sei das Schulgebäude nur in dreieinhalb der sechs Wochen.

Zu Hause ankommen, die Arbeitstasche fallenlassen und sechs Wochen nicht mehr anrühren - das kommt auch für Susanne Weitz nicht infrage. "Der ganze Schreibtisch muss abgearbeitet werden. Ich werde meine Unterlagen sortieren und abheften, überlegen, was gut und was schlecht war, und mich für das nächste Schuljahr entsprechend vorbereiten", sagt Weitz, Lehrerin an der Realschule.

Ihre Kollegin Christa Engstenberg kann da nur zustimmen. Die Kunst- und Biologielehrerin will die Ferien zum Entrümpeln nutzen. "Ich habe gerade erst den Kunstraum wieder gangbar gemacht", lacht sie, dafür seien jetzt ihr Auto und das Arbeitszimmer voll.

Besonders viel Arbeit kommt in den nächsten Wochen auch auf Corinna Buß zu. Die Lehramtsanwärterin will die Ferien nutzen, um mit anderen Referendaren ein Portfolio zum Thema "Störungen im Unterricht" auszuarbeiten. "Während der Schulzeit blieb mir dafür keine Zeit", sagt sie. Außerdem übernimmt sie nach den Ferien eine zehnte Klasse im Fach Deutsch - und hat im Gegensatz zu älteren Kollegen noch keinen Fundus an Unterichtsmaterialien, aus dem sie sich bedienen kann. "Ich werde da einiges vorbereiten müssen", sagt sie.

Peter Kloock sieht die Sache entspannter: "Ich werde erst mal ausspannen, Liegengebliebenes aufräumen und mir die neuen Lehrbücher durchlesen." Und spätestens in der letzten Ferienwoche müsse er eh’ wieder in der Schule sein.

"Trotzdem sind die Sommerferien aber unsere Lieblingsferien", verrät Angelika Büscher. Im Gegensatz zu den Oster- und den Herbstferien liegen im Sommer nämlich keine Klausurenstapel herum, die korrigiert werden wollen.

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