Die Kunst des Baumfällens

Die Rodungen für den Radweg sind eine Sache für Spezialisten. Denn gerade in der Innenstadt könnten kippende Bäume Riesenschaden anrichten

Burscheid. Dass Michael Schneegans, Jörg Mehnert und Michael Knieps gerade mitten in der Innenstadt arbeiten, hat seine guten und schlechten Seiten. Manche Anwohner werden nur ungern vom frühen Aufheulen der Kettensägen geweckt. Dafür lädt die Trassenbrücke in der Hauptstraße aber auch immer wieder Zaungäste an, die das Baumfällen in Perfektion bewundern.

Denn wenn die Mitarbeiter der Firma Vetra-Baum aus Euskirchen anrücken, haben andere längst abgewunken. Seit Anfang Januar sind die drei gemeinsam mit zwei weiteren Kollegen damit beschäftigt, das 6,2 Kilometer lange Teilstück der alten Bahntrasse durch Burscheid zu roden — Vorbereitung für den geplanten Radweg.

Kein leichtes Unterfangen. „In Hilgen im Steilhang und Schlamm war es besonders problematisch“, sagt Vorarbeiter Schneegans (42). Ohne Klettergurt ging da nichts. Aber auch an den Seitenhängen in der Burscheider Innenstadt ist Sachverstand gefragt. Denn die Neigung, die viele der Bäume entlang der Trasse haben, gibt eine Fallrichtung vor, die nur Zerstörung nach sich ziehen würde — an Wohngebäuden oder Brücken.

Die Kunst: mit dem Ansetzen des ersten Keils, Umlenkrolle und Seilwinde den Baum in die Richtung stürzen lassen, die keinen Schaden anrichtet. So rustikal Baumfällen an sich auch ist, an dieser Stelle ist viel Gefühl gefragt. Denn die Spannung, die die Gegenzugseile erzeugen, kann auch so groß sein, dass der Mann an der Säge Leib und Leben riskiert.

Für Jörg Mehnert kein Problem. Er verlässt sich ganz auf die Abstimmung mit seinem Kollegen Michael Knieps, der die Maschinen bedient. Seit Jahren arbeitet Mehnert (46) direkt am Baum und während seiner Zeit bei Vetra-Baum ist er von Unfällen bisher verschont geblieben. „Aber jeder von uns hat schon mal irgendwas in die Richtung erlebt“, sagt Michael Schneegans.

700 Bäume müssen in Burscheid bis zum 28. Februar gefällt sein, dann beginnt der Brutschutz für die Vögel. Rund 620 Bäume sind schon geschafft. Die Vorschnittarbeiten haben auch bereits den Endpunkt Kuckenberg arbeiten. Jetzt bleiben noch die kniffligen Fälle.

So zum Beispiel ab Montag, wenn der Parkplatz auf der Bahntrasse zwei Tage lang für Fällarbeiten in Höhe des Altenzentrums gesperrt werden muss. „Aber wir sind im Zeitplan“, lässt Schneegans keinen Zweifel am fristgerechten Beenden der Fällungen.

In Hilgen ist ein Zweierteam der Firma bereits damit beschäftigt, das gefällte Holz zu beseitigen. Die größeren Stämme verarbeitet die Firma selbst zu Brennholz, für den Rest wird zum Abschluss noch ein Energieholzhacker die Trasse entlangfahren und Hackschnitzel für die Verfeuerung erzeugen. An den Hängen liegen bleiben darf nichts. „Das wird nur beim nächsten Schwemmregen auf die Trasse gespült.“

Was die Abstimmungen mit der Stadt angeht, ist Schneegans voll des Lobes. „Ein so gutes Zusammenspiel mit dem Baubetriebshof hat man selten. Ein Anruf — und das Problem ist geklärt.“ Zwei Wochen kann er sich noch daran freuen. Dann ziehen die Spezialisten weiter.

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