Die heiße Phase des Wahlkampfs

Die letzte Woche vor der Wahl läuft. Für die Kandidaten heißt das: Endspurt. Der Blick nach Kiel gilt dabei zwar als Hinweis, entscheidet aber noch gar nichts.

Die heiße Phase des Wahlkampfs
Foto: Doro Siewert

Burscheid. Der Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen geht in die heiße Phase. Am Ende dieser Woche sind deswegen auch 215 000 Menschen im Rheinisch-Bergischen Kreis ausgefordert, ihre Stimmen abzugeben.

Und angesichts der Wahlen am vergangenen Sonntag in Schleswig-Holstein kann man von einer spannenden Wahl im Bindestrichland ausgehen. Denn am Sonntag hat die SPD die zweite Landtagswahlschlappe in diesem Jahr hinnehmen müssen — trotz des Hypes um Martin Schulz. Erst im März konnte der Schulz-Zug nicht im Saarland einfahren — dort erntete die CDU fünf Prozent mehr Stimmen als in der Vorwahl, die SPD ein Prozent weniger als zuvor. Auch in Kiel ging es nicht gut aus für die SPD, die knapp drei Prozent verloren hat, während die CDU ein Prozent zugelegt hat und die Wahl gewinnen konnte.

Ob es in NRW auch so läuft — das ist natürlich noch offen. Aber CDU-Direktkandidat Rainer Deppe hofft natürlich das beste, weiß er doch um die knappen Umfragen: „Ein gutes Wahlergebnis ist natürlich immer eine positive Motivation. Am nächsten Sonntag zählen aber nur die Stimmen in Burscheid und in ganz NRW. Da, vermuten alle, wird es ganz knapp werden“, sagt er dem Bergischen Volksboten.

Auch SPD-Kandidatin Heike Engels möchte sich nicht durch das Ergebnis in Kiel beeinflussen lassen: „Klar, es wäre schöner gewesen mit einem anderen Ergebnis“, gibt sie zu. „Aber es lässt sich kein Bundesland mit dem anderen vergleichen“, sagt sie. NRW sei viel größer, viel mehr durch Industrie geprägt. Und auch die Landesverbände und generellen Voraussetzungen seien andere, distanziert sie sich von der Wahl in Kiel. „Wir haben hier ein viel besseres Wahlprogramm und eben auch gute Arbeit geleistet in der Vergangenheit.“

Trotzdem geht der Wahlkampf jetzt in die heiße Phase — und den politischen Nahkampf. Es geht direkt an die Wähler: Am Montag war Engels mit dem Bürgerbus unterwegs, in den kommenden Tagen geht es an die Wahlstände und an die Haustüren. „Da erreicht man auch die Leute, die nicht an die Partei-Stände kommen“. Eine 70-oder-mehr-Stunden-Woche sei da schon drin. „Aber es macht ja Spaß und ich finde trotzdem Schlaf“, sagt sie.

Ähnlich sieht es bei Deppe aus. 60 bis 70 Stunden seien schon außerhalb von Wahlkämpfen Alltag. „Jetzt ist die Arbeitszeit natürlich deutlich höher.“ Aber: „Mir macht der Beruf Spaß und der Wahlkampf noch mehr.“

Er berichtet von prominenten Wahlkampfhelfern und viel Bürgernähe: Gerster war der Vorsitzende der Europäischen Volkspartei im Europaparlament Manfred Weber in Leichlingen dabei. Heute kommt Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt nach Bergisch Gladbach. „Ansonsten werden wir mit den Menschen reden, reden, reden. Im persönlichen Gespräch überzeugen. Das ist immer noch der erfolgreichste Wahlkampf.“

Und das Interesse sei spürbar. Engels bemerkt jedenfalls keinen politischen Verdruss: „Es gibt großes Interesse, egal, ob bei der SPD oder den anderen Parteien.“ Auch Deppe bestätigt das: "Die Mitmenschen interessieren sich jetzt mehr für Politik. Ich komme mit Leuten ins Gespräch. Ich kann Politik erklären. Was will ich mehr?“ Die Stimmung im Wahlkampf bleibt betont gelassen und positiv. Da ist es ja beinahe egal, wer gewinnt.

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