Die Gartenorchidee in Leverkusen

Die breitblättrige Stendelwurz soll im Stadtgebiet gezählt werden, um mehr über ihre Verbreitung zu erfahren.

Die Gartenorchidee in Leverkusen
Foto: Kochanek

Leverkusen. Die breitblättrige Stendelwurz ist die in Leverkusen bekannteste einheimische Orchidee, welche auch in so manchem Garten von Natur aus wächst. Um mehr über die Verbreitung dieser interessanten Pflanze zu erfahren, bitten die Naturschützer wieder um Unterstützung bei der Zählung der Stendelwurz.

Durch die vielen Rückmeldungen der Bürger ist das Wissen über das Vorkommen dieser schönen Pflanze stark gestiegen. Fast 70 Standorte konnten so für Leverkusen festgestellt werden. Diese hübsche Pflanze kommt manchmal selbst in den Gärten vor. Dort bevorzugt sie ungedüngte und ungespritzte Bereiche. Die Pflanze wird bis zu 80 Zentimeter groß und blüht mit bis zu 80 weißrosa bis grünlichen Einzelblüten pro Stengel von Juli bis August. Zu finden ist sie an lichten bis halbschattigen Standorten wie Waldränder, Lichtungen - oder Gärten.

Und wie immer gilt auch hier: mit den Augen genießen, aber niemals ausreißen oder pflücken. Die breitblättrige Stendelwurz lockt Wespen mit einem Duftstoff an, der ihnen Beute signalisiert. Der Duft ähnelt einer Kohlweißlingsraupe, mit der die Wespen gerne ihren Nachwuchs ernähren. Die Insekten finden dann am Ziel zwar keine Beute, aber ein reiches Nektarangebot. Einmal vor Ort übernehmen sie mittels eines raffinierten Systems die Bestäubung der Orchideen.

Und das klappt so: der Blütenstaub der Stendelwurz ist in Pollenpaketen, den sogenannten Pollinien konzentriert, die mit einer Klebescheibe versehen sind. Wenn ein Insekt in eine Blüte krabbelt, werden durch spezielle Mechanismen die Pollenpakete auf den Rücken oder Kopf der Insekten geklebt. Bei der nächsten Blüte bleiben diese Pollen dann an der Narbe der Blüte hängen und führen so zur Befruchtung. In den Fruchtkapseln reifen anschließend winzige, kleine Samen heran. Auffallend ist dabei die hohe Anzahl von etwa 10 000 Samen pro Frucht. So hat die Orchidee gute Möglichkeiten, sich weiterzuverbreiten, denn die Samen werden aufgrund ihrer Leichtigkeit vom Wind bis zu zehn Kilometer weit verweht. Da die Samen keine Nährstoffe beinhalten, sind sie zur erfolgreichen Keimung auf bestimmte Pilze angewiesen. Diese Pilze versorgen die Samen mit Wasser und Nährsalzen.

Bis zur blühenden Orchideen vergehen dann meist mehrere Jahre. Die breitblättrige Stendelwurz wurde 2006 zur Orchidee des Jahres gewählt. Der Arbeitskreise Heimischer Orchideen wollte dadurch darauf hinweisen, dass der Bestand auch dieser, eigentlich recht häufigen und robusten Art aufgrund der Verschlechterungen der Lebensräume inzwischen zurückgeht. Die Leverkusener Naturschutzverbände Nabu und Bund möchten gerne mehr über die Verbreitung der breitblättrigen Stendelwurz in Leverkusen erfahren. Sie rufen daher erneut alle Leverkusener auf, ihnen die Standorte dieser Orchidee zu melden.

Durch die Hilfe der Mitbürger kann so die Verbreitungskarte dieser Orchidee vervollständigt werden. Weiterhin können wir nur so registrieren, wenn der Bestand der Pflanze zu- oder abnimmt. Somit kann die Orchidee eine Rolle als Bioindikator übernehmen und uns wichtige Informationen über die Änderungen unserer Umwelt liefern.

Meldungen sind per Mail unter [email protected] am besten mit einem Foto oder per Telefon auf den Anrufbeantworter im Infotreff der Naturschutzverbände unter 0214/506424 möglich. Genaue Ortsangaben und Anzahl der Pflanzen erleichtern uns die Auswertung.

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