Die Domuhr tickt wieder

Eineinhalb Monate wurde die Turmuhr des Doms restauriert und gereinigt. Gestern hat sie ihre Funktion wieder aufgenommen.

Die Domuhr tickt wieder
Foto: Mira Unkelbach

Köln. Pünktlich eine Woche vor der Zeitumstellung auf Sommerzeit ist die Restaurierung der historischen Turmuhr des Kölner Doms abgeschlossen. Seit dem 31. Januar war das Uhrwerk einer eingehenden Reinigung und Restaurierung durch den Düsseldorfer Uhrmachermeister und Restaurator Christian Schnurbus unterzogen worden. Dazu wurde das Uhrwerk vollständig auseinandergenommen und mehrere hundert Einzelteile wurden aufwendig gereinigt und soweit nötig repariert und justiert. Die Arbeiten an der Uhr wurden durch die Firma Korfhage Maschinenbau GmbH und die Metallbauer der Dombauhütte unterstützt.

Die im Laufe der Zeit größtenteils verloren gegangenen Vergoldungen des Uhrwerks konnten im Zuge der Restaurierung rekonstruiert werden, so dass das Uhrwerk nun erstmals wieder seit Jahrzehnten im ursprünglichen Glanz zu bewundern ist. Die wenigen erhaltenen Originalpartien der Vergoldung wurden dabei gesichert und einbezogen. Gleichzeitig wurde auch der neugotische Uhrenkasten durch die Schreiner der Dombauhütte gereinigt und kleineren Reparaturen unterzogen.

Im Dominnenraum wurden das im Durchmesser etwa anderthalb Meter große Ziffernblatt, die noch von der barocken Vorgängeruhr stammenden Stundenglöckchen und das offene Maßwerkfenster, in dem die Uhr angebracht ist, einer aufwendigen Reinigung unterzogen. Bereits am vergangenen Donnerstag waren die 105 und 62 Zentimeter langen Zeiger des Ziffernblatts im Dominnenraum wieder montiert worden. Gestern konnte die Uhr wieder in Funktion gesetzt werden. „In den nächsten Wochen muss die Uhr allerdings noch reguliert werden, weshalb es zu Ungenauigkeiten und wiederholten kurzzeitigen Unterbrechungen des Uhrbetriebes kommen kann“, sagt Matthias Deml Pressereferent der Kölner Dombauhütte.

Die Turmuhr entstand 1878/79 in der Königlich Bayerischen Hof-Thurmuhren-Fabrik von Johann Mannhardt in München. Mannhardt gehörte zu den berühmtesten Turmuhrenbauern des 19. Jahrhunderts. Insbesondere seine 1863 vorgestellte Erfindung einer Turmuhr mit freischwingendem Pendel war von größter Bedeutung, da sie wetterunabhängig mit größter Präzision lief. Turmuhren von Mannhardt fanden sich daher in vielen bedeutenden Bauten in ganz Europa, unter anderem auch im Petersdom in Rom, in der Frauenkirche in München oder im Roten Rathaus in Berlin. Die Kölner Uhr gehört zu den letzten großen Uhren, die zu Lebzeiten des Uhrmachers entstanden. Heute gehört sie zu den wenigen Mannhardt-Uhren, die noch immer in Betrieb sind.

Angetrieben wird die Uhr durch drei Gußeisengewichte unterhalb des Gewölbes. Über Seilzüge steht sie in Verbindung mit zwei Hämmern, die an zwei kleineren Glocken im darüber liegenden Glockenstuhl des Doms den Viertelstunden- und Stundenschlag auslösen. Auch zum darunterliegenden Innenraum des Doms besteht eine Verbindung. Neben zwei kleinen Glöckchen die ebenfalls alle Viertelstunde die Uhrzeit angeben, befindet sich hier in dem offenen Maßwerkfenster zwischen Seitenschiffen und Turmhalle ein Ziffernblatt. Dieses war ursprünglich doppelseitig. Nach schwerer Kriegsbeschädigung wurde es erst bei der letzten Restaurierung 1989 einseitig rekonstruiert.

Der Düsseldorfer Uhrmachermeister und Restaurator Christian Schnurbus hat sich nebenberuflich auf die Erforschung und Restaurierung historischer Uhren spezialisiert. Hauptberuflich arbeitet er für die Firma Blome auf der Düsseldorfer Königsallee. Unter anderem restaurierte er auch die barocke Turmuhr des Benrather Schlosses sowie historische Uhren aus der Sammlung der Eremitage/Schloss Peterhof in St. Petersburg. „Da meine Urgroßeltern aus Köln stammen ist es für mich eine besondere Aufgabe, die historische Turmuhr des Doms restaurieren und betreuen zu dürfen.“

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