Dem Schicksal näher als dem Zufall

Gerade bringt Heinz Rudolf Kunze sein neues Album an den Start. Am 17. Januar kommt er ins Kölner Palladium.

Dem Schicksal näher als dem Zufall
Foto: Martin Huch

Woran glauben Sie mehr — Schicksal oder Zufall?

Heinz Rudolf Kunze: In meinem Leben ist bislang so viel passiert, das ich nicht für Zufälle halten kann, auch weil es sich sinnvoll miteinander verbunden hat. Daher neige ich dazu, an irgendeine Form von Schicksal zu glauben, auch wenn ich das nicht in einem religiösen Sinne tue. Ich unterstelle, dass es irgendeinen Plan hinter allem geben muss.

Gibt es konkrete Ereignisse in Ihrem Leben, die sie an das Schicksal glauben lassen?

Kunze: Ja zum Beispiel, die Tatsache, dass ich als Musiker entdeckt worden bin und meine Karriere machen konnte. Das kam in einem Moment, an dem ich gar nicht mehr daran geglaubt hatte, und an dem ich nach einem abgeschlossenen Studium am Absprung in ein bürgerliches Leben war. Das konnte nur Fügung und kein Zufall sein.

Wie entstand der Titel „Schöne Grüße vom Schicksal“?

Kunze: Der ist für mich ganz typisch entstanden. Meist gibt es einen Arbeitstitel, der kurz vor dem Ende der Arbeit am neuen Album verschwindet und durch den finalen Titel ersetzt wird. So war es auch diesmal — ich habe eine Formulierung gefunden, die alle 15, sehr unterschiedlichen Songs zu einem Blumenstrauß des Schicksals zusammenfasst. Manche Blumen sind sehr lieblich, andere haben spitze Dornen.

Das aktuelle ist Ihr 36. Album. Wie hat sich die Arbeit an den Songs im Laufe der gut 35 Jahre verändert?

Kunze: Je nach Zählweise ist es sogar das 38. Album. Natürlich gab es Veränderungen. Beim ersten Album war alles noch unbekannt und man war ziemlich aufgeregt. Nun nach der jahrzehntenlangen Studioerfahrung, kennt man seine Laufwege und weiß, wie es geht.

Ist es da schwer, überhaupt noch neue Themen und Ideen zu finden?

Kunze: Ich habe keine Probleme, neue Dinge zu finden, aus denen meine Songs entstehen. Liedtexte zu schreiben, gehört fest zu meinem Alltagsleben. Ich schreibe jeden Tag und habe unverändert Lust, Musik zu machen. Ich habe meinen Traumjob gefunden.

Welche Träume und Wünsche haben Sie noch?

Kunze: Mein Wunsch wäre, dass alles unendlich so weitergeht und dass es nie aufhört. Musik zu machen, ist für mich ein echtes Geschenk.

Als Sie in Ihre Karriere gestartet sind, war die Neue Deutsche Welle angesagt. Wie blicken Sie heute auf diese Zeit zurück?

Kunze: Das war eine geradezu goldene Zeit für die deutschsprachige Musik. Der Industrie ging es gut und wir Musiker hatten volle Geldbeutel. Wenn man da bei einem Wettbewerb einen Preis gewann, wurde man direkt mit Plattenverträgen überhäuft — märchenhafte Zeiten.

Und heute bestimmen digitale Plattformen wie Youtube und Instagram das Geschehen.

Kunze: Mir ist das alles sehr rätselhaft. Ich sammle nach wie vor Bücher und Tonträger. Ich freue mich, wenn die Regale voll sind und ich mir daraus eine CD oder ein Buch nehmen und anfassen kann. Bei den jungen Leuten heute scheint es dieses Bedürfnis nicht mehr zu geben. Aber durch die gesamten Downloads und Streaming-Dienste gehen Musiker heute oft leer auf. Für mich ist das Diebstahl geistigen Eigentums.

Wann gehen Sie auf Tour?

Kunze: Zunächst bin ich solo unterwegs. Ab Januar geht es dann mit der Band auf Tour. Am 17. Januar sind wir im Kölner Palladium.

Welche Beziehung haben Sie zur Stadt?

Kunze: Das ist die Stadt, wo mein Freund Purple Schulz lebt, mit dem ich dreieinhalb Jahre auf Tour wahr. In Köln habe ich beim WDR viel Radio gemacht und dabei als Gast und Moderator spannende Leute kennengelernt. Und auch mein bestes Konzert gab es in Köln, das war 1991, als wir dreieinhalb Stunden live im E-Werk gespielt haben.

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