Das richtige Gespür für Karosserien

Prämierung: Anna Saffer (25) wurde am Freitag in Bielefeld als beste Auszubildende in NRW geehrt – in einem Männerberuf.

Burscheid. Wenn sie an ihre zweieinhalbjährige Ausbildung zurückdenkt, muss Anna Saffer unweigerlich lächeln. "Das ist mein absoluter Traumjob und die Zeit als Azubi war super", sagt die 25-Jährige mit leuchtenden Augen. Dabei machte sie nicht gerade einen frauentypischen Lehrberuf: Die Burscheiderin ist seit Januar ausgebildete Modellbaumechanikerin mit der Fachrichtung Karosseriemodellbau.

"Die Designer entwerfen Karosserien, geben mir die Zeichnungen. Ich muss dann ein entsprechendes Modell anfertigen, das als Produktionsgrundlage für Autos dient", umschreibt sie knapp ihre Tätigkeit bei den Ford-Werken in Köln-Merkenich.

Dass Anna Saffer sich in dem von Männern dominierten Berufszweig, in dem man unter anderem auch mit Feile und Fräse arbeitet, wohlfühlt, zeigte sich auch auf ihrem Abschlusszeugnis. Dort schaffte sie nach den Prüfungen in Theorie und Praxis mit dem überragenden Wert von 93 Prozent ein "Sehr gut" und war damit landesweit die beste Auszubildende.

Neben der Belohnung, dass sie ihre Lehrzeit um ein Jahr verkürzen konnte, wurde Saffer unter der Woche gleich zweimal für ihre Leistungen ausgezeichnet. Nach der Ehrung durch die Industrie- und Handelskammer Köln am Dienstag folgte am Freitag die NRW-weite Prämierung vor über 300 Besuchern in Bielefeld.

"Es war ein schönes Gefühl, vor so vielen Menschen ausgezeichnet zu werden", ist Anna Saffer entsprechend zufrieden, als sie zwei Urkunden und einen Pokal in den Händen hält.

"Dafür wird sich zu Hause schon irgendwo ein Plätzchen finden", sagt die junge Frau mit einem verschmitzten Grinsen. Besonders angespornt habe sie unter anderem der "nicht immer einfache" Umstand, dass sie in ihrem Ausbildungsjahrgang die einzige Frau unter 50 Männern war.

"Einige Mitschüler sahen das total positiv", erinnert sie sich. Es habe aber auch negative Stimmen gegeben, die - vor allem bei der Notenvergabe - von einer Bevorzugung für die einzige Frau sprachen.

"Das war natürlich nicht so schön, aber es hat mich umso mehr angespornt", sagt Saffer rückblickend. Das Wesentliche sei ohnehin, "dass mir die Arbeit unheimlich viel Freude macht".

Spaß am Basteln und handwerklichen Arbeiten hatte sie schon während ihrer Kindheit, baute unter anderem Modellboote aus Holz und anderen "Krimskrams". "Das ließ sich bei meinem Familienhintergrund ja auch kaum vermeiden", sagt die 25-Jährige mit einem Augenzwinkern und spielt damit auf ihre Eltern Elke und Friedrich sowie ihren Bruder Christoph an.

Alle drei arbeiten im Familienbetrieb Motorland Saffer, der bereits seit 24Jahren an der Pastor-Löh-Straße beheimatet ist.

Für die eigene berufliche Zukunft hat die leidenschaftliche Motorradfahrerin jedoch zunächst andere Ziele. Zwar habe sie im Anschluss an ihre Ausbildung einen Anschlussvertrag in der Entwicklungs- und Designabteilung des Autobauers erhalten.

Dieser gelte jedoch nur noch bis kommenden Januar: "Mein größter Wunsch ist es, dort weiter arbeiten zu können", sagt Saffer, die sich diesbezüglich aber wohl noch einige Wochen in Geduld üben muss: "Die Entscheidung wird wohl kurzfristig fallen. Es könnte sogar Januar werden."

Mit der Ungewissheit geht die 25-Jährige halbwegs gelassen um. Kein Wunder, schließlich hat sie bereits beste Eigenwerbung betrieben - nicht zuletzt durch ihr tolles Zeugnis.

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