Das digitale Gewebe

Das Internet und die neue Medienkultur haben die Menschheit in den Bann gezogen — und deren Sprache hat schon tiefe Einschnitte in der aktuellen Wortwahl verursacht. Es wird „gepostet“ und „gesimst“ was das digitale Zeug hält.

Wer über Netze redet, meint heute vermutlich nun noch an der Küste jene Maschengeflechte, mit denen Fische aus dem Meer gezogen werden. Aber es ist wahrscheinlich auch nur noch eine Frage der Zeit, bis das per App funktioniert. Und so kommen auch schon mal jene mit der Sprache durcheinander, die in der Schule noch Hauptmann und Brecht gelesen haben. Und die noch Briefe schreiben — oder telefonieren. Sagt man das eigentlich noch?

Und so tauchte in einem Artikel im Bergischen Volksboten in dieser Woche der Begriff Webkünstlerin auf. Der Kollege in der Redaktion brauchte beim Lesen des Manuskripts (Entschuldigung für die altertümliche Wortwahl!) gleich mehrere Anläufe, bis er die Zunft den Förderern der Lambertsmühle zuordnen konnte. Sind die jetzt etwa auch schon so weit, dass sie extra für ihren Internetauftritt eine Expertin angeheuert haben, fragte er sich.

„Verseucht“ von digitalten Wortungetümen fand er schließlich wieder zu sich, erinnerte sich — ebenfalls in Anlehnung an seine Schulzeit und Hauptmann — an das Werk „Die Weber“ und schüttelt noch heute den Kopf über sich selbst. Da hatte er sich doch glatt im neuen sprachlichen Gewebe verheddert.

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