Burscheider Abfall-Entsorgerin: Sie fährt Müll und Männer

Die Burscheiderin Meike Schuh-Hrenek ist die einzige Fahrerin beim Abfall-Entsorger Avea. Dass sie sich dafür oft rechtfertigen muss, stört sie nicht.

Burscheid/Leverkusen. Oscar und Ida sind wohl ihre größten Fans. Oft, wenn Meike Schuh-Hrenek mit ihrem Wagen in der Nähe ist, kommen die beiden Geschwister angebraust. Mit Bobbycar und Rädchen und in der Hand ein bisschen Müll. Manchmal noch ein Bild.

Das Bild ist für Meike Schuh-Hrenek, die jedes Mal artig verspricht, es sich an den Kühlschrank zu hängen. Der Müll ist für ihren Wagen. Denn die 48 Jahre alte Burscheiderin ist Müllwagenfahrerin — die Einzige im gesamten Kreis und in Leverkusen. Ihre 48 Kollegen sind Männer.

Im Schnitt 15 Stunden in der Woche sitzt Schuh-Hrenek am Steuer des tonnenschweren Lkws, zirkelt ihn durch enge Gassen, quetscht ihn an noblen Autos vorbei, die ja keinen Kratzer abbekommen dürfen. Und dabei muss sie sich immer wieder rechtfertigen.

„Ich bin auch schon mal gefragt worden, ob ich die Sekretärin des Fahrers sei“, sagt sie und lacht. Dass sie erklären muss, warum sie als Frau diesen Job macht, stört sie nicht. „Ich habe jede Menge Spaß an meiner Arbeit und mache immer Werbung dafür.“ Wenn man sie fragt, erzählt sie, dass sie sich schon als Kind für große Fahrzeuge begeistert hat. „Mein Onkel war Fernfahrer. Und wenn er uns besuchen kam, drehte er mit seinem Lkw und uns eine Runde um den Block.“ Ihre Geschwister fanden das irgendwann langweilig. Meike Schuh-Hrenek nicht.

Trotzdem absolvierte sie nach der Schule erst eine Ausbildung als Speditionskauffrau. Ein klassischer Bürojob, doch die kleine Firma brauchte unbedingt einen Fahrer. Und Schuh-Hrenek machte ihren Lkw-Führerschein.

Als sie dann bei der Avea anfing und erklärte, sie wolle dort Fahrerin werden, lachten einige ihrer Kollegen. „Die haben mir das nicht zugetraut“, sagt sie. Schließlich hatte es dort noch nie einen weiblichen Fahrer gegen.

Heute, sie macht den Job mittlerweile seit zweieinhalb Jahren, hat sie auch die letzten Zweifler lange überzeugt. Von ihren männlichen Kollegen wird sie geschätzt. „Mit ihr zu arbeiten ist viel lockerer“, sagt Jens Sobolewski. „Da halten wir uns dann auch mal mit dem ein oder anderen Spruch zurück, den wir unter Männern vielleicht gebracht hätten.“ Trotzdem: Der „Welpenschutz“, den die Burscheiderin anfangs noch genießen durfte, ist vorbei. Rau und herzlich geht es bei den Müllwerkern zu. „Wir sagen ihr auch mal die Meinung“, sagt Sobolewski.

Vielleicht gerade deswegen, als Frau in einem eher rauen Männerjob, betont Meike Schuh-Hrenek gerne ihre weibliche Seite. In ihrem Blaumann springt sie zwar mit Begeisterung — Ohrringe, Parfüm und Make-up sind für sie dabei aber selbstverständlich. Und auch sonst stimmt bei ihr keines der Klischees, die es von Frauen in Männerberufen gibt. Oder, wie Meike Schuh-Hrenek es ausgedrückt: „Ich war eine gute Puppenmutti.“

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