Burger will die Jugendherberge retten

Der Rentner Helmut W. Schneider möchte ein genossenschaftliches Mehrgenerationenhaus schaffen. Herbergswerk und Stadt prüfen.

Burger will die Jugendherberge retten
Foto: Christian Beier

Bergisches Land. Bisher ist es nur eine Idee, die eine erneute Diskussion um die Zukunft der Jugendherberge in Oberburg anfachen dürfte. Doch aus den Überlegungen des Burgers Helmut W. Schneider könnte sich darüber hinaus ein Konzept entwickeln, durch das am Standort nahe Schloss Burg sogar der Herbergsbetrieb weiterlaufen könnte. Der Rentner bringt eine Idee von einem Mehrgenerationenhaus als Genossenschaft ins Spiel, mit dessen Hilfe auch ein kostengünstiger Betrieb des Gästehauses möglich sei.

Aus Sicht des Jugendherbergswerks hat der Standort in Oberburg keine Zukunft. Ende September soll die Jugendherberge geschlossen werden. Dagegen wehren sich die Städte Solingen, Remscheid und Wermelskirchen. Deren Oberbürgermeister, Bürgermeister sowie Landtags- und Bundestagsabgeordnete hatten noch im Januar versucht, den Standort zu retten, indem sie an das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) Rheinland appellierten und die sogenannte Burger Resolution unterzeichneten. Das DJH will die Jugendherberge aus wirtschaftlichen Gründen dennoch schließen. Das 118-Betten-Haus müsste dringend modernisiert werden. Das sei aus Sicht des DJH aber so teuer, dass letztlich nur ein Abriss in Frage komme. Die Immobilie soll deshalb verkauft werden. Im Großstädtedreieck wird ein neuer Standort für eine Jugendherberge gesucht.

Der in Unterburg wohnende Schneider, der früher ein Unternehmen zum Handel und Umgang mit Naturbaustoffen führte, hofft, dass er vom DJH den Zuschlag erhält und sein Mehrgenerationenhaus auf dem seines Wissens 10 000 Quadratmeter großen Areal verwirklichen kann. 25 feste Zusagen habe er schon für sein Genossenschaftsmodell. Für das Projekt Jugendherberge brauche er aber mindestens doppelt so viele Mitstreiter.

Seine Idee: Mit einer 2500-Euro-Genossenschaftseinlage und der Verpflichtung, monatlich 25 Stunden ehrenamtliche Arbeit in das Wohnprojekt zu stecken, ist man dabei. Die Genossenschaftsmitglieder betreiben eine Küche, eine Käserei, Bäckerei und bauen Gemüse an für den Eigenbedarf und die Finanzierung des Unterhalts, lautet Schneiders Idee vom Leben im Alter.

Und hier kommt die Jugendherberge ins Spiel. Schneider sucht eine Immobilie für sein Vorhaben. Der Versuch, vor Jahren das Wohnprojekt im Hotel „In der Straßen“ zu realisieren, scheiterte. Er habe das auch schon dem Geschäftsführer des DJH Rheinland, Friedhelm Kamps, vorgestellt und sich mit dessen Erlaubnis die Räume der Jugendherberge angeschaut. „Wir könnten den Herbergsbetrieb weiter anbieten“, sagt Schneider und ist sicher, „dass wir die Kosten durch die Eigenarbeit der Genossenschaftsmitglieder um etwa 30 Prozent senken könnten“. Damit sei die Jugendherberge wirtschaftlich zu betreiben. Das Potenzial ist seiner Meinung nach vorhanden: „Es mangelt ja nicht an Menschen, die in der Jugendherberge übernachten wollen.“

Schneider hat auch schon konkrete Vorstellungen, wo die Genossenschaftsmitglieder künftig wohnen können. Auf dem Gelände wäre nach seiner Einschätzung genug Platz für zehn kleine, eineinhalbgeschossige, Häuser mit rund 70 Quadratmetern. Jetzt sucht er weiter nach Interessenten, die seine Idee genauso gut finden wie er.

Mit Planungsdezernent Hartmut Hoferichter hat Schneider bereits telefoniert. Der Stadtdirektor bestätigte auf Anfrage, dass der Stadtverwaltung seit einigen Tagen ein erstes grobes Konzept vorliege. Das werde im Rathaus jetzt geprüft. Bevor dies geschehen ist, will sich Hoferichter zu dem Projekt nicht äußern.

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