Brutale Räuber mit Milchbubi-Auftreten

Eine sechsköpfige Bande ist wegen einer Überfallserie angeklagt. Darunter sind auch zwei Burscheider Jugendliche.

Burscheid/Köln. Wenn der Richter die sechs Angeklagten nach den Motiven ihrer skrupellosen Überfallserie fragt, dominiert in den knapp vorgetragenen Antworten eine Mischung aus Erklärungsnot und Flapsigkeit. "Ich habe halt einfach so mitgemacht. Total bescheuert war das", ringt etwa Dorian W. (18) um Worte. Sein Kompagnon Achim R. (18) bemüht sich indes um eine psychologische Deutung: "Das war so ’ne Art Gruppenzwang." Bloß der 21-jährige Klaus F. gibt unumwunden zu, dass Geldnöte der Auslöser gewesen seien.

Das Milchbubi-Auftreten steht in starkem Kontrast zur Schwere des Tatvorwurfs. Dorian W., Achim R., Klaus F. (21), Peter S. (19), René T. (17) und Ahmet F. (25) sollen - in wechselnder Beteiligung - zwischen dem 4. Juni und dem 25. Juni vergangenen Jahres Spielhallen in der Rhein-Ruhr-Region überfallen haben. Und das in insgesamt zwölf Fällen. Einige Male blieb es beim Versuch, meist ging das Vorhaben jedoch auf. Nun sitzt die Bande auf der Anklagebank des Kölner Landgerichts.

Auch den "Spielpalast24" in Burscheid hat die Clique beraubt - am 9. Juni. Dort seien 500 Euro erbeutet worden, geben die Angeklagten an. Insgesamt erbrachte die Überfallserie laut Anklageschrift eine Beute von etwa 12 000 Euro. Um die Kassen zu plündern, bediente sich die Clique brutaler Methoden. So wurden in einigen Fällen Besucher getreten und geschlagen.

Beim Überfall eines Spielsalons in Wermelskirchen schoss einer der Angeklagten gar einer Kassiererin mit einer Gaspistole ins Gesicht. Der Überfall in Burscheid ging hingegen vergleichsweise gewaltlos vonstatten. Der offensichtliche Grund: Weder Besucher noch Kassierer hatten Widerstand geleistet.

Die Bandenmitglieder Rene T. und Dorian W. wohnen in Burscheid. Sie sind miteinander befreundet, kennen sich schon seit Grundschulzeiten. Eine Vertrautheit, die auch vor Gericht nicht verborgen bleibt. So wälzen die beiden die Hauptschuld auf den Komplizen Klaus F. ab. Der sei ganz eindeutig der Kopf der Bande gewesen, sind sich die beiden einig.

Die Verbundenheit kommt erneut zum Tragen, als Rene T. vom Richter ins Kreuzfeuer genommen wird. Der Angeklagte wird mit Zeugenaussagen konfrontiert, nach denen er der Gaspistolen-Schütze beim Überfall auf den Wermelskirchener Spielsalon gewesen sein soll. Doch Dorian W. springt seinem Kumpan Rene T. zur Seite und bestätigt dessen Rechtfertigung, dass der Schuss versehentlich gelöst worden sei.

Wer tatsächlich die treibende Kraft bei den Gewaltausbrüchen war, wer sich zum Rädelsführer der Bande aufgeschwungen hat und wer bloß Schmiere stand - viele Fragen sind am ersten Prozesstag noch völlig unbeantwortet. Die Verhandlung wird am Donnerstag fortgesetzt.

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