Bergisch Gladbach: Ausstellung im Kreishaus über Zwangsarbeiterinnen im Rheinland

Dokumente auch aus Burscheid geben einer Ausstellung über Ukrainische Zwangsarbeiterinnen ein Gesicht.

Bergisch Gladbach. Im Foyer des Kreishauses in Bergisch Gladbach ist am Mittwoch aus Anlass des Gedenkens an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz die Wanderausstellung "Riss durchs Leben" - über die Schicksale von Zwangsarbeiterinnen im Rheinland" eröffnet worden.

Im Mittelpunkt der Präsentation stehen die Erlebnisse von zehn Zwangsarbeiterinnen aus der heutigen Ukraine, die stellvertretend für Hunderttausende Schicksale der im Zweiten Weltkrieg vor allem verschleppten jungen Frauen die unmenschlichen Bedingungen und Erniedrigungen veranschaulichen.

Bettina Bouresh, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), erläutert: In Betrieben und Firmen mussten die Verschleppten unter unmenschlichen Bedingungen schwerste Arbeit leisten. Selbst schwangere Frauen wurden nicht verschont und direkt nach der Geburt zu schwerer Arbeit gezwungen.

Die Wanderausstellung des LVR wird um eine Vielzahl von Exponaten des Bergischen Geschichtsvereins Burscheid als einziger Vertreter der acht Kreisgemeinden, ergänzt. Wie in vielen anderen Städten waren auch in Burscheid während des Zweiten Weltkrieges Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Betrieben, wie etwa der Colonia, bei Frankenstein oder Goetze, und auf Höfen eingesetzt.

Ob Liste oder Verzeichnis der jeweiligen Lager vor Ort: was die ehrenamtlichen Mitglieder des Bergischen Geschichtsvereins, Abteilung Burscheid, im Zusammenhang mit ihrer Dokumentation "60 Jahre Kriegsende in Burscheid" 2005 an Fotos, Dokumente und Unterlagen sammeln konnten, wird nun in diesem Rahmen den Interessierten präsentiert.

Sichtlich beeindruckt erläutert der Vorsitzende des Vereins, Rolf Engelhardt, seinen Bezug zum Thema: "Ich bin persönlich mit den Exponaten dieser Ausstellung verbunden. Bei uns wurden die Zwangsarbeiterinnen aus der Ukraine, die in den hiesigen Betrieben arbeiten mussten, mit Nahrung versorgt. Denn es gab ja nichts. Ich habe die Zwangsarbeiterinnen als Kind noch persönlich kennen gelernt und ihr Schicksal mit erlebt. Mir wurde in früheren Jahren erzählt, die Zwangsarbeiterinnen seien bei ihrer Rückkehr alle umgekommen." Dem sei aber nicht so gewesen. "Erst Jahre später erfuhr ich die Wahrheit."

Ebenso beeindruckt zeigt sich Claudia Seydholdt, stellvertretende Landrätin, die in Burscheid lebt: "Die Tatsache, dass vor allem in Burscheid die Fakten so detailliert und wahrheitsgetreu zusammen getragen wurden, hat mich sehr beeindruckt." Insbesondere die Fotos der Zwangsarbeiterinnen würden dem Thema ein Gesicht geben. Es sei erschütternd und faszinierend zugleich.

"Vor allem in den Bildern spiegelt sich die Opferrolle der betroffenen Frauen wider: Blutjung, voller Hoffnung und dann verschleppt in ein fremdes Land. Dort mussten sie unter unmenschlichen Bedingungen schwere Arbeit leisten und für einen Krieg, der gegen ihr Heimatland gerichtet war."

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