Bei der SPD liegen die Nerven blank

Hauptversammlung: Parteichef Becker und Ex-Fraktionsvorsitzender Schwerdtfeger geraten bei der Wahlnachlese aneinander.

Burscheid. Die Niederlage bei der Kommunalwahl wirkt bei der Burscheider SPD immer noch nach. Wie sehr es parteiintern brodelt, wurde auf der Jahreshauptversammlung am Mittwochabend in der Gaststätte Massiefen deutlich. Es ging zeitweise ziemlich hitzig und lautstark zur Sache.

Ausgangspunkt für eine intensive Diskussion war die Wahlanalyse des Vorsitzenden Klaus Becker. Man habe "die Burscheider bei den Sachthemen definitiv nicht erreicht". Für den ehemaligen Fraktionsvorsitzenden Ulrich Schwerdtfeger reichte das als Begründung nicht aus. Er kritisierte, dass die Sozialdemokraten keinen Nutzen aus der Spaltung der CDU haben ziehen können. Die Gründe dafür seien am leitenden Personal vorbeigegangen. "Das mit einem Halbsatz abzutun, ist mir zu wenig", so Schwerdtfeger, der mit dieser Aussage in ein Wespennest stach.

Becker, zu Beginn noch auf Harmonie und Geschlossenheit bedacht, holte aus: "Wir hätten im Wahlkampf gerne solche Koryphäen mit diesem Erfahrungsschatz dabeigehabt", sagte er in Richtung Schwerdtfeger und erwähnte auch den abwesenden Wolfgang Brost. Er verwies auf die anderen Parteien, die mit genau dieser Taktik die Stimmen geholt hätten. "Unsere Alten haben sich nicht so reingehängt."

Außerdem sei das Bündnis für Burscheid die große Unbekannte gewesen. Wie die CDU habe auch die SPD auf die Jugend gesetzt, besonders früh mit dem Wahlkampf begonnen, Tausende Flugblätter verteilt und Plätzchen gebacken. Warum es dennoch nicht zu mehr Stimmen gereicht habe, könne er sich nicht erklären.

Schwerdtfeger kritisierte, dass Ralf ten Haaf als planungspolitischer Sprecher nicht mehr im Rat vertreten ist. Ten Haaf machte vor den Genossen keinen Hehl aus seiner Enttäuschung über diese Entscheidung. Er räumte aber selbstkritisch ein, dass man vor der Wahl vor allem im Stadtentwicklungsbereich öffentlichkeitswirksamer hätte auftreten sollen.

Bodo Jakob ("Wir haben es einfach nicht geschafft, die Leute zu mobilisieren") und Claudia Seydholdt ("Schuldzuweisungen bringen uns nicht weiter") versuchten, die aufgeheizte Stimmung abzukühlen.

Sichtlich angefressen kokettierte Klaus Becker damit, sich entgegen der eigentlichen Absicht nicht zur Wiederwahl zur Verfügung zu stellen. "Ich kann es nicht besser. Wenn jemand der Meinung ist, dass das nicht ausreicht, bin ich der Letzte, der darauf beharrt. Ich stehe auch gerne in der zweiten Reihe und kümmere mich um die Jusos." Am Ende wurde Becker, der seit 2004 Ortsvereinsvorsitzender ist, mit 29 Ja-Stimmen, einer Gegenstimme, zwei Enthaltungen und einer ungültigen Stimme im Amt bestätigt.

Neuer 1.Stellvertreter wurde Pierre Aßmann, der von den Jusos aufrückt und von Becker in den nächsten Jahren an den Parteivorsitz herangeführt werden soll. Damit setzt die SPD den von Becker eingeleiteten Generationenwechsel fort. Inhaltlich wollen sich die Sozialdemokraten unter anderem den Schwerpunkten Stadtumbau West, Umgestaltung Hilgen, Attraktivierung der Wohngebiete und Standortsicherung und Schaffung neuer Arbeitsplätze widmen.

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