Amerikaner besuchen eine echte Kleinstadt

Alles ist zu Fuß zu erreichen — das beeindruckt die acht Ausstauschüler am meisten, die derzeit in Burscheid leben.

Burscheid. Die Sauberkeit, sie ist den Schülern aus den USA als Erstes aufgefallen. Viel besser als zu Hause — so die einhellige Meinung der Gäste aus Amerika, die noch bis zum 15. Juli in Burscheid bleiben. „Ich glaube, das hat viel damit zu tun, dass in Deutschland aktiv Umweltschutz betrieben wird. Das ist bei uns leider nicht der Fall“, sagt Lehrer James Firn, der die insgesamt acht Schüler beim 13-tägigen Austausch mit der Evangelischen Realschule begleitet.

„Natürlich macht es auch einen Unterschied, ob man in einer kleinen oder in einer großen Stadt lebt“, sagt Schülerin Valerie. Wobei, was die Bevölkerung betrifft, ist Vineland, die Heimat der Austauschschüler, gar nicht so viel größer als Burscheid. Etwa 60 000 Menschen leben in der Stadt, die im Süden des Staates New Jersey liegt. Das sind zwar mehr als dreimal so viele wie in ihrer Gaststadt — doch verglichen mit amerikanischen Verhältnissen ist Vineland ein echtes Dorf.

Ein Dorf auf einer riesigen Fläche — noch ein großer Unterschied zu Burscheid. „Hier kann man alles zu Fuß erreichen, das ist toll“, sagt Valerie. In ihrer Heimatstadt geht ohne Auto nichts. „Und auch wenn man dort ewig fährt, ist man immer noch nicht aus der Stadt heraus“, sagt die 16-Jährige. Kein Wunder, denn während Burscheid sich über eine Fläche von rund 27 Quadratkilometern verteilt, breitet Vineland sich auf knapp 180 Quadratkilometern aus.

Weil sie möglichst viel von der Kultur in Deutschland mitbekommen wollen, steht für die Austauschschüler in den kommenden Tagen ein straffes Programm auf dem Plan: Köln, Schloss Burg, Amsterdam. Und auch ein Besuch im Burscheider Bad soll drin sein, verspricht Marion Lindhorst, Lehrerin an der Realschule, die den Austausch koordiniert.

Vielleicht tröstet so viel Programm auch darüber hinweg, dass die Schüler gestern den wichtigsten Feiertag des Landes verpasst haben: den Unabhängigkeitstag. „Normalerweise gäbe es jetzt bei uns ein großes Barbecue, die ganze Familie wäre zusammen, und abends würden wir uns das Feuerwerk anschauen“, sagt Valerie.

Alternativ haben die Realschüler ihnen dafür die Chaostage zu bieten — die Stufe 10 feiert ihren bevorstehenden Abschied mit wilden Verkleidungen und Mottotagen. „Da waren die Amerikaner schon sehr beeindruckt“, sagt Zana (16). „Erst haben sie gedacht, wir würden in der Schule jeden Tag nur Party machen.“ Sie lacht.

Abgesehen von ihrer Familie vermissen die Austauschschüler nicht viel in Burscheid. Lacrosse vielleicht, eine Ballsportart, die bei uns kaum gespielt wird. Die würde ihr nach einiger Zeit wohl fehlt, sagt Valerie. Und vielleicht auch das amerikanische Essen.

Bei diesem Thema beginnen die Augen von Lehrer James Firn zu leuchten. Sechs Monate hat er mal in Berlin gelebt und dabei ein Gericht lieben gelernt, das in Amerika nirgends zu finden ist: Döner. Dieses Stück deutscher Kultur will er nun auch seinen Schülern näherbringen.

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