Burscheid 40.079 Kilometer: SPD-Fraktionschef radelt täglich nach Köln zur Arbeit

Jeden Tag radelt Klaus Becker zur Arbeit nach Köln. Bald hat er die Erde zum fünften Mal umrundet. Durch den Ausdauersport hat er eine schwere Krankheit besiegt.

Burscheid: 40.079 Kilometer: SPD-Fraktionschef radelt täglich nach Köln zur Arbeit
Foto: Doro Siewert

Burscheid. „Ich gehe jetzt in die fünfte Runde“, sagt Klaus Becker und spricht das so locker aus, als würde er ein Männchen auf einem Brettspiel zum wiederholten Male über das Startfeld schieben. Tatsächlich ist die Runde, von der der 60-Jährige spricht 40.079 Kilometer lang. Eine komplette Runde um die Erde. Und die bewältigt der SPD-Fraktionschef mit dem Rad.

Die meisten der 15 000 bis 16 000 Kilometer pro Jahr kommend dabei auf den Strecken zur Arbeit zusammen. Täglich fährt Becker fast 50 Kilometer nach Köln-Mülheim zu seiner Arbeit hin und zurück. Bei Wind und Wetter.

„Meine Frau sagt mir bei dem Schmuddelwetter häufig, dass ich das Auto nehmen soll.“ Er nimmt es nicht. Stattdessen setzt er auf „Elisabeth“. Sein Winterrad mit Stollenprofil und seitlich angebrachter Gabel, das selbst bei Schlamm und Schnee tadellos funktioniert. Elisabeth? Alle vier Räder von Klaus Becker haben Frauennamen oder beziehen sich auf Frauen. Warum das so ist, hat durchaus auch mit einer Hommage an das weibliche Geschlecht zu tun. Zumindest aus Männersicht.

Die „Belle de Jour“ beispielsweise wiegt nur 7,2 Kilogramm und darf nur raus, wenn es richtig schön ist. Sie ist edel, hat sehr viel Geld gekostet und Becker kommt gar nicht mehr aus dem Schwärmen, wenn man ihn lässt. Für das Tagesgeschäft ist „Black Magic Woman“ zuständig. Und auch „Michaela“ hat noch einen Platz in der Garage. Die technischen Details der Räder hier aufzulisten, so wie Becker das im Gespräch macht, würde zu weit führen, tatsächlich hat die Leidenschaft des Burscheider Sozialdemokraten einen sehr ernsthaften Hintergrund.

„Ich hatte 2007 eine schlimme Erkrankung der Bauchspeicheldrüse“, erklärt Becker. „Mein Arzt sagte mir damals, dass ich noch drei bis sechs Monate zu leben hätte.“ Es sei denn — und das sagte der Arzt auch — Becker würde kämpfen. Und so wurde der Ausdauersport, den der ehemalige Marathonläufer bis zur Zerstörung seiner Knie ausgeübt hatte, zur Überlebensstrategie. „Ein gestählter und gesunder Körper hat viele bessere Möglichkeiten, sich mit Krankheiten auseinanderzusetzen“, sagt der 60-Jährige und gibt damit die Philosophie auch seines Arztes wieder. Er habe ihm geraten, nicht aufzugeben und dagegenzuhalten. Und es geschafft. „Ich hatte bis dahin immer ein Schlagen im Bauch gespürt. Das hörte auf. Es ging langsam, aber es ging“, sagt der Ausdauersportler Becker. „Heute kann ich mir auch wieder eine Currywurst leisten.“

Und was die Erdumrundungen betrifft, hat er noch ehrgeizige Pläne. „Die siebte Erdumrundung möchte ich noch schaffen“, sagt er. Dafür will er in den kommenden Jahren bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2019 die Kilometerdosierung langsam erhöhen. 17 000 Kilometer sollen es im kommenden Jahr werden, 18 000 dann und im Jahr 2019 sogar 19 000. Und da dies für den persönlichen Rekord nicht ausreichen würde, legt Becker noch einen oben drauf. „Im kommenden Jahr greife ich an.“ Beim Rennen Rund um Köln, dem 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring und dem Auftakt der Tour de France im kommenden Jahr in Düsseldorf und Umgebung unter die ersten zehn Teilnehmer kommen. Gefeiert werden sollen die Erdumrundungen übrigens nicht. „Ich bin durch meinen Ausdauersport stark geworden. Das reicht mir. Über den Punkt bin ich weg.“

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