Zulieferer in der Kreditfalle

Fall Edscha: Die Krise trifft die Branche hart. Fehlendes Eigenkapital lässt sich mit Landesbürgschaften nicht ausgleichen.

Düsseldorf. Ein Schutzschirm wie bei den Banken für die als Folge der Finanzkrise angeschlagene deutsche Industrie konnte noch nicht gespannt werden. Angedacht waren Hilfen in Höhe von 100 Milliarden Euro, insbesondere für die Auto-, Stahl- und Kunststoffbranche. Aus Angst vor Verstößen gegen die Regeln der Marktwirtschaft wird mit solchen Rettungsprogrammen gezögert - vielleicht kommen sie nie. Inzwischen gehen Autozulieferer aber bereits reihenweise pleite.

In NRW gab es am Montag mit dem Zulieferer Edscha aus Remscheid den dritten Fall, mit 2300 Beschäftigten in Deutschland und 5800 weltweit den bisher größten. Zuvor mussten TMD Friction aus Leverkusen und Tedrive aus Wülfrath/Düren mit 1000 bzw. 1500 Beschäftigten zum Insolvenzgericht. Alle drei gehören übrigens Finanzinvestoren, die ihren Zukäufen wenig Geld in der Kasse lassen.

Bei der weltweit herrschenden Autoabsatzflaute wird das Sterben der Zulieferer, von denen es allein in NRW rund 700 gibt, noch weiter gehen. Und wie bei Edscha werden die Firmen dabei allein bleiben, denn weder die beteiligten Banken, noch die Großkunden wie BMW, Volkswagen und Daimler, noch die angefragten Bundesländer wie Bayern und NRW waren am Wochenende bereit, kurzfristig Gelder zu geben, die die Zahlungsunfähigkeit von Edscha noch verhindert hätten, hieß es in Branchenkreisen. Ein Hintergrund könnte sein, dass Edscha der "Heuschrecke" Carlyle gehört. Der US-Finanzinvestor wollte zwar ebenfalls "mittelfristig" 50 Millionen Euro zurückgeben, die er seit 2003 aus dem Unternehmen zwecks Begleichung des eigenen Kaufpreises (185 Millionen Euro) samt 13 Prozent Zinsen herausgepresst hatte. So recht glaubte aber niemand daran.

Dass die Landesregierung NRW ebenso wie Bayern gestern Hilfe angeboten hat, ist verdienstvoll, aber zu spät. "Wir stehen für jede denkbare und zulässige Hilfe bereit", sagte NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU). Denkbar ist eine Landesbürgschaft, die eventuell Geld gekostet hätte, aber nicht mehr. Staatsbeihilfen für Pleitefirmen lehnt die EU-Kommission ab. Thoben rief die Unternehmen nochmals auf, rechtzeitig Bürgschaften zu beantragen. Für Edscha muss jetzt über den Weg der Insolvenz eine Fortführungslösung gefunden werden.

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