Wirtschaftskrise beendet Job-Boom

Seit Dezember ist auch der Stellenmarkt von der Flaute betroffen.

Nürnberg. Monatelang hatte sich der deutsche Arbeitsmarkt als krisenresistent erwiesen und mit immer neuen Tiefständen geglänzt - seit Dezember aber bleibt auch Optimisten nur das Eingeständnis: Die Wirtschaftskrise hat auch den Stellenmarkt erreicht. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) richtet sich auf härtere Zeiten ein.

Denn die von den örtlichen Arbeitsagenturen aufgefangenen Unternehmens-Signale sind eindeutig: Leere Auftragsbücher werden die Firmen über kurz oder lang zum Job-Abbau zwingen. Derzeit versuchen noch viele Firmenchefs, die sich abzeichnende Krise mit bordeigenen Mitteln aufzufangen.

Vor allem mit ihrer Strategie, mittels Kurzarbeit gute Mitarbeiter bis zum Wiederanspringen des Konjunkturmotors im Jahr 2010 im Betrieb zu halten, liegen Firmen ganz auf der Linie der Bundesregierung. Mit der Verlängerung der Kurzarbeit-Regelung auf eine Dauer von 18 Monaten hat sie dieses Instrument in nie dagewesener Weise ausgedehnt - allerdings mit unabsehbaren finanziellen Folgen für die Bundesagentur.

Die in 2009 für Kurzarbeiter eingeplanten 300Millionen Euro dürften nach einer ersten Schätzung von BA-Chef Frank-Jürgen Weise wohl kaum ausreichen. Einen Bedarf von einer Milliarde Euro hält der Behördenchef für möglich.

Noch ist die Bundesagentur für solche Sonderbelastungen gewappnet. Hat die Behörde doch in den vergangenen vier Jahren des Job-Booms eingesparte Milliarden-Beträge in die Rücklagen verfrachtet. Inzwischen stehen 17 Milliarden Euro für Notzeiten bereit. Die könnten allerdings nach Befürchtungen von Konjunkturforschern rasch aufgebraucht sein.

Denn schon für 2009 kalkuliert die BA-Führung mit einem Defizit von mehr als fünf Milliarden Euro. Je nachdem, wie sehr die Arbeitslosenzahlen im Jahr 2010 in die Höhe schnellen, könnten weitere fünf bis zehn Milliarden Euro Verluste auflaufen. Damit wäre die BA-Reserve binnen zwei Jahren nahezu aufgezehrt - eine Erhöhung der Arbeitslosenbeiträge damit unabdingbar.

Aber genau das möchte Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) offensichtlich verhindern. Für ihn dürfe der erst zum Jahreswechsel von 3,3 auf 2,8 Prozent gesenkte Beitragssatz trotz Konjunk-turkrise nicht wieder steigen, betonte er. Dies müsse Unternehmen und Beschäftigten garantiert werden.

Die erheblichen finanziellen Reserven der Bundesagentur für Arbeit sollten "mit aller Wucht" genutzt werden, um die Situation auf dem Arbeitsmarkt zu entspannen, sagte Scholz.

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