Wirtschaft im Rheinland boomt

Optimismus bei IHK: Konjunkturlage der Unternehmen ist so gut wie seit zehn Jahren nicht mehr.

Wirtschaft im Rheinland boomt
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Düsseldorf. „Vielleicht sollten wir uns einfach mal freuen.“ Bei aller Skepsis gegenüber positiven Nachrichten in politisch bewegten Zeiten ein einfaches Plädoyer von Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, in Anbetracht der Tatsache, dass es der rheinischen Wirtschaft so gut geht wie seit zehn Jahren nicht mehr. Und dass ihr die zahlreichen Zäsuren der vergangenen Monate in Gestalt von Brexit, Katalonien-Krise, Nordkorea-Konflikt und politischer Eiszeit mit der Türkei bislang offenbar nichts anhaben konnten.

„Diese Ereignisse trüben die Entwicklungen im Rheinland bislang nicht.“ In Düsseldorf stellte die IHK-Initiative Rheinland jetzt ihren Konjunkturbericht mit den Ergebnissen ihrer Mitgliederbefragung vor — insgesamt gehören den sieben Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen rund 27 000 Unternehmen an. Gründe für den Wirtschaftsboom sieht in einer stabilen Inlands- und Auslandsnachfrage Erstere werde getragen durch einen „hohen und weiter steigenden Beschäftigungstand, steigende Einkommen, anhaltend niedrige Zinsen sowie einen verbreiteten Optimismus“, teilt die IHK mit.

Befragt wurden 2700 Mitgliedsunternehmen zu ihrer wirtschaftlichen Situation und ihren Erwartungen für das Jahr 2018. Demnach stufen 47 Prozent der Betriebe ihre Lage als gut ein; weitere 44 Prozent sind zufrieden. Nur neun Prozent der Betriebe sind mit ihrer Geschäftslage unzufrieden — laut IHK so wenige wie nie zuvor im Rheinland.

Und sei es der brummenden Konjunktur allein oder der rheinischen Lebenseinstellung geschuldet: Optimistische 24 Prozent der Betriebe gehen davon aus, dass sich ihre Geschäftslage im kommenden Jahr verbessert, während 65 Prozent damit rechnen, dass ihre Situation gleich stabil bleibt. Nur knapp elf Prozent äußerten sich pessimistisch. „Das einzige Haar in der Konjunktursuppe ist ausgerechnet die Beschäftigung“, so Berghausen weiter. Während die Unternehmen die meisten übrigen Konjunkturrisiken geringer als zuvor einschätzen, zeigt sich knapp die Hälfte der Betriebe besorgt im Hinblick auf den Fachkräftemangel. 68 Prozent der Unternehmen haben „hohen Personalbedarf“, insbesondere in der chemischen Industrie mit über 80 Prozent sowie in der Gesundheitswirtschaft.

Zahlreiche unbesetzte Stellen gibt es derweil vor allem in der Baubranche sowie in der Gastronomie. Händeringend gesucht werden auch Lkw-Fahrer — fast 70 Prozent der befragten Betriebe gaben Vakanzen im Bereich Transport an. „Man sieht ja häufig auf den Straßen Lkw, die hinten die Aufschrift ,Fahrer gesucht’ tragen“ so Berghausen. Er sieht hier etwa eine aussichtsreiche Beschäftigungsmöglichkeit für geflüchtete Menschen: „Lkw werden überall auf der Welt gefahren.“

Wie der Rest der Republik wartet derweil auch die Wirtschaft darauf, dass die mutmaßlichen Jamaika-Koalitionäre aus den Puschen kommen, und hat klare Erwartungen an die künftige Bundesregierung formuliert: Zwei Drittel der Befragten zählen die Sanierung beziehungsweise den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur im Rheinland zu den vordringlichsten Aufgaben der Politik.

Ulrich Soénius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Initiative Rheinland, ergänzt: „Der Zustand der Rheinbrücken ist dabei nur die Spitze des Eisbergs.“

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