Wetzel sieht Verlust von 200 000 Stellen durch Energiewende-Fehler

Mannheim/Berlin (dpa) - Der IG Metall-Vorsitzende Detlef Wetzel mahnt bei der künftigen großen Koalition in Berlin schnelle Reformen in der Energiepolitik an. „Wenn nichts passiert, droht der Verlust von 200 000 Arbeitsplätzen“, warnte Wetzel im „Mannheimer Morgen“.

Durch die gestiegenen Strompreise sei für die Industrie in Deutschland eine verheerende Situation entstanden. Die vor der Bundestagswahl eingeführte sogenannte Strompreisbremse habe zu einem Investitionsstau geführt, der besonders die Kraftwerksbauer betreffe. Die schwarz-gelbe Bundesregierung habe alles getan, um die Energiewende gegen die Wand zu fahren, kritisierte Wetzel in der „Bild am Sonntag“. Die neue Bundesregierung müsse einen Dreh finden, die Energiewende zu retten. Ein Scheitern wäre „das größte Risiko für Wirtschaft, Wachstum und Wohlstand“.

Drastisch reagierte der IG Metall-Chef auf das mögliche Verfahren der EU-Kommission gegen das Erneuerbare-Energie-Gesetz. „Die künftige Bundesregierung muss als allererstes den wahnsinnigen Vorstoß aus Brüssel stoppen, die Befreiung der energieintensiven Industrie von der Ökostromumlage zu kippen“, sagte Wetzel der „Bild am Sonntag“. Die Sonderregelung müsse beibehalten werden. Andernfalls würden viele hunderttausende Arbeitsplätze zerstört. Es wäre das Ende der Stahl-, Aluminium- und chemischen Industrie in Deutschland.

An der Belastungsgrenze sind nach Wetzels Ansicht die Energiekosten auch für die Verbraucher. Da könnte allerdings der Staat über die Reduzierung der Stromsteuer leicht für Entlastung sorgen. Durch die steigenden Preise und damit steigenden Steuereinnahmen sei „im Moment der Staat der einzige Gewinner der Energiewende“, sagte er dem „Mannheimer Morgen“.

Die „Welt am Sonntag“ berichtet unter Berufung auf eine Untersuchung des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) von 86 000 Jobs in der deutschen Industrie, die kurzfristig durch die jüngste Erhöhung der EEG-Umlage gefährdet seien. Dies entspräche rund 1,4 Prozent aller Beschäftigten in der Industrie. „Höhere Energiepreise haben moderat negative Beschäftigungswirkungen“, sagte IZA-Forscher Nico Pestel dem Blatt zufolge.

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