WestLB: Aus der Traum von der Banken-Ehe

Nach dem Ende der Fusionsgespräche mit der BayernLB sucht die WestLB nach einem neuen möglichen Partner.

Düsseldorf. Der Traum von der gemeinsamen Zukunft währte nur kurz: Die BayernLB hat ihren Hochzeitsplan mit der WestLB genauso abrupt zurückgenommen, wie sie ihn vor sechs Wochen bekannt gab. Von Anfang an war die Landesbanken-Ehe umstritten. Risiken wurden in beiden Eigentümerkreisen beim jeweils anderen vermutet. Auch hinter dem Geschäftsmodell stand ein dickes Fragezeichen. Im kränkelnden Landesbanken-Sektor ist damit wieder alles offen.

Alternativ zum Verkauf ist ein Zusammenschluss der WestLB mit einer anderen Landesbank möglich. Das ist die favorisierte Option der WestLB-Eigentümer - des Landes Nordrhein-Westfalen und der NRW-Sparkassen. Das Land hat die Sorge, dass sich beim Verkauf weitere Belastungen ergeben könnten. Die WestLB müsste um die zehn Milliarden Euro einbringen, damit sich keine neuen Haushaltslasten ergeben, hatte NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) gesagt.

Jetzt will die WestLB auf andere Landesbanken zugehen, um doch noch einen Fusionspartner zu finden. "Die Konsolidierung im Landesbankensektor ist ein herausforderndes Projekt - das war und ist allen Beteiligten klar. Die WestLB wird auch in Zukunft in diesem Rahmen Fusionsoptionen ausloten", erklärte der WestLB-Veräußerungsbeauftragte, der Anwalt und frühere CDU-Finanzexperte Friedrich Merz. Der laufende Verkaufsprozess für die WestLB werde gleichzeitig vorangetrieben. "Das im Rahmen dieses Prozesses bereits registrierte Interesse an der WestLB-Kernbank zeigt, dass die Bank strategisch und operativ auf dem richtigen Weg ist", unterstrich Merz, der im Auftrag der WestLB-Eigentümer und des Bundes aktiv ist.

Die WestLB kritisierte das Ende der Gespräche und sprach von einem "vorzeitigen Abbruch". Die WestLB nehme die Entscheidung, die Gespräche mit sofortiger Wirkung und noch vor Klärung der entscheidenden inhaltlichen Fragen einzustellen, mit Bedauern zur Kenntnis. "Aus Sicht der WestLB stellten sich die Perspektiven einer fusionierten Bank bereits zu diesem frühen Zeitpunkt positiv dar. Daher wäre eine vertiefte Prüfung eines Zusammenschlusses sinnvoll und aussichtsreich gewesen", sagte WestLB-Chef Dietrich Voigtländer am Donnerstag.

Die BayernLB erklärte dagegen, die Fusionsprüfung habe zu "keinem befriedigenden betriebswirtschaftlichen Ergebnis" geführt. Beide Landesbanken hatten vor sechs Wochen erklärt, einen Zusammenschluss prüfen zu wollen.

Die EU-Kommission hatte die Pläne schon früh in Frage gestellt und bekräftigte ihre Kritik: "EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia war nicht davon überzeugt, dass eine Fusion von zwei Banken in Schwierigkeiten ohne einen Wechsel des Geschäftsmodells ihr Überleben gesichert hätte", erklärten die Wettbewerbshüter.

Aus Sicht von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) kann die BayernLB gut ohne Partner auskommen. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) bedauerte den Abbruch der Gespräche: "Wir haben es immer als vorteilhaft angesehen, wenn sich Landesbanken stärker zusammenschließen. Ich hätte mir das als Signal gewünscht." Kraft glaubt, die Gespräche seien aus "innenpolitischen Gründen in Bayern" abgebrochen worden. dpa

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