Werbung: Beschleunigung ist der Trend

Der Chef der Agentur Grey ist überzeugt davon, dass Marken in Zukunft noch stärker unter Druck geraten.

Düsseldorf. Das tägliche Leben im Laufschritt - alles muss schnell gehen, vieles wird in Hektik erledigt. "Die Beschleunigung betrifft alle Bereiche unseres Lebens", sagt Uli Veigel, Chef von Grey Deutschland. Und: "Beschleunigung ist der Megatrend der Zukunft, dem wir uns stellen müssen." Ein Entkommen sei kaum möglich, so Veigel. "Außer auf einer einsamen Insel." Er macht dies an Beispielen fest: Betrug die Einkaufszeit im Lebensmitteleinzelhandel 1992 noch 46 Minuten im Durchschnitt, so liegt sie heute nur noch bei 23 Minuten. 27000 Produkte kommen jährlich neu auf den Markt; die Produktlebenszyklen werden immer kürzer.

"Damit wird der Druck auf die Marke stärker", so der Grey-Manager. Waren 1991 43,8 Prozent der Deutschen der Meinung, der Kauf eines Markenproduktes lohne sich, so sagten dies heute nur noch 32 Prozent. Dieser Trend führe auch dazu, dass die Mitte im Handel verschwinde. Die Marktanteile durchschnittlicher Markenartikel sind laut einer GfK-Studie seit 2003 um 5,5Prozent gesunken, gleichzeitig legten Premium-Marken um 1,5 und Discounter um vier Prozent zu.

Die Beschleunigung setze die Unternehmen zunehmend unter Innovationsdruck. Bosch beispielsweise macht laut Veigel 36 Prozent des Umsatzes inzwischen mit Produkten, die jünger als zwei Jahre sind. "Gleichzeitig sind 70 Prozent aller Innovationen nach einem Jahr wieder weg." Gefragt seien daher "echte Innovationen". Sony habe zehn Jahre gebraucht, um 50 Millionen Walkman zu verkaufen. Apple dagegen habe allein in fünf Jahren 60Millionen iPods verkauft.

Für den Werber bedeuten diese Trends, dass neue Wege der Kommunikation gefunden werden müssen. Ein Produkt müsse etwa wegen der kürzeren Einkaufszeiten viel stärker ins Auge fallen. Außerdem wollen die Kunden heute "Teil einer Marke sein". Es gehe nicht mehr darum, das Produkt einfach zu kaufen. Bei manchen Kampagnen können die Kunden daher selber wählen, welche Werbespots gesendet werden. "Damit erreichen wir eine hohe Identifikation", so der Grey-Deutschland-Chef.

Grey Die Grey-Gruppe ist die Nummer 2 auf dem deutschen Markt hinter der BBDO- Gruppe. Absolute Umsatzzahlen darf das Unternehmen aufgrund von US-Regeln nicht nennen. Der Umsatz dürfte aber deutlich mehr als eine Milliarde Euro betragen. Trotz eines Rekordneugeschäftes lag das Umsatzwachstum 2007 nur auf Marktniveau (plus zwei bis drei Prozent), da der große Kunde Telekom abgesprungen ist. Die Marge von Grey ist zweistellig. Die Gruppe hat in Deutschland 800 Mitarbeiter, davon gut 550 in Düsseldorf. Im kommenden Jahr bezieht Grey einen neuen Firmensitz in Düsseldorf.

Kundenabgänge Der Verlust des Telekom-Etats hat nach Auskunft von Grey-Deutschland-Chef Uli Veigel "weh getan". Konkrete Zahlen nannte er jedoch nicht. Die Telekom hatte entschieden, die Zahl ihrer Werbeagenturen von vier auf eine zu reduzieren. Auch Nokia - nach 25Jahren bei Grey -, Novartis und Rügenwalder kehrten der Agentur den Rücken.

Neue Kunden 55 neue Kunden hat Grey Deutschland in diesem Jahr gewonnen, darunter Karstadt Sport, Golden Toast, Apetito, Yakult, Arcandor, Deutsche Bank Mittelstand, Lanxess, den Initiativkreis Ruhrgebiet und Birkenstock.

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