Niedrigzinsen Was tun mit dem Geld? Das raten Experten

Bein einer Telefonaktion mit gleichzeitigem Internet-Chat stellten sich Fachleute zwei Stunden lang den Fragen unserer Leser.

Niedrigzinsen: Was tun mit dem Geld? Das raten Experten
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Düsseldorf. Weiterhin niedrige Zinsen, doch anziehende Aktienmärkte. Was heißt das für Sparer und Anleger? Wie legt man einen kleinen oder großen Geldbetrag am besten an? Auf zwei Kanälen — am Telefon und im Internet-Chat konnten sich unsere Leserinnen und Leser am Mittwoch mit ihren Fragen an vier Experten vom Bundesverband deutscher Banken wenden. Irene Gräfin von Stosch, Thorsten Knäpel, Andreas Blied und Peter Paschmanns konnten den Fragestellern bei ihren vielfältigen Problemen weiterhelfen. Wir veröffentlichen hier — selbstverständlich anonymisiert — eine Zusammenfassung der wichtigsten Fragen und Antworten.

Warum gibt es für Spareinlagen fast keine Zinsen mehr?

Antwort: Banken können mit den Spareinlagen ihrer Kunden kaum noch zu guten Zinsen arbeiten. Im Gegenteil: Die Banken müssen ihrerseits für Einlagen, die sie bei der Europäischen Zentralbank halten, sogar Strafzinsen zahlen.

Wird der Dollar wieder schwächer?

Antwort: Der neue Präsident der USA will ein Investitionsprogramm starten. Und die amerikanische Notenbank dürfte bald ihren Leitzins anheben, während die Europäische Zentralbank den Zins weiterhin niedrig halten will. Das spricht eher für einen weiter steigenden Dollarkurs, dessen Wert sich seit den Wahlen in den USA bereits von 1,11 Dollar für einen Euro auf 1,06 verändert hat. Eine Parität von 1 zu 1 scheint in greifbare Nähe.

Ich möchte Goldbarren kaufen. Kleine oder große Stückelungen, was ist besser?

Antwort: Bei kleinen Goldbarren ist die Spanne zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis deutlich höher als bei großen Stückelungen. Kleine Stückelungen sind also teurer. Für einen Goldbarren zu 100 Gramm bezahlen Sie weniger als für zehn Barren zu je zehn Gramm Gold. Und zehn Barren zu ein Gramm sind teurer als einer zu zehn Gramm Gold.

Wir haben Anteile an einem offenen Immobilienfonds, der geschlossen wurde und abgewickelt wird. Was sollen wir tun?

Antwort: Wenn Sie das Geld dringend benötigen, ist ein Verkauf über die Börse möglich. Dabei müssen Sie aber mit einem Preisabschlag rechnen. Wenn Sie Zeit haben, können Sie die Abwicklung abwarten. Unter dem Strich dürften Sie sich damit voraussichtlich besser stehen.

Soll ich einen ETF (Exchange Traded Funds) auf den Dax kaufen?

Antwort: Wenn Sie optimistisch eingestellt sind für die 30 großen deutschen Aktienunternehmen, dann ist ein ETF auf den Dax eine preisgünstige Gelegenheit, in diesem Aktiensegment zu investieren.

Worauf sollte man bei einem ETF achten?

Antwort: Sinnvoll sind voll replizierende ETFs, das heißt Fonds, die tatsächlich in die zugrundeliegenden Werte anlegen. Schauen Sie dafür in die Anlagebedingungen.

Mir wurde eine Anlage angeboten, die ich nicht verstanden habe, die mir aber gute Renditen verspricht. Was soll ich tun?

Antwort: Informieren Sie sich sorgfältig über das Angebot. Lassen Sie sich alle Unterlagen dazu aushändigen. Treffen Sie Ihre Entscheidung erst, wenn Sie alle notwendigen Informationen haben. Wenn Sie das angebotene Finanzprodukt nicht verstehen, sollten Sie besser die Finger davon lassen.

Ich möchte eine Anlage ohne Risiko, aber mit guter Verzinsung. Wie geht das?

Antwort: Beides zugleich geht nicht. Ohne Risiko sind die Anlagemöglichkeiten beschränkt. Eine attraktive Verzinsung ganz ohne Risiko ist heutzutage nicht mehr möglich.

Bisher haben wir unsere Ersparnisse nur festverzinslich angelegt. Doch die Zinsen sinken immer weiter. Was können wir tun?

Antwort: Überlegen Sie, einen Teil Ihres Geldes in Sachwerte anzulegen. Dazu gehören neben Immobilien auch der Aktienbereich. Vielleicht kommen auch Dividendenfonds für Sie in Betracht. Das sind Fonds, die in dividendenstarke Aktien anlegen und diese an die Anleger ausschütten — nach dem Motto: Dividenden sind die neuen Zinsen. Eine gewisse Risikobereitschaft ist dafür Voraussetzung, da Dividendenfonds wie alle Aktienfonds Wertschwankungen haben.

Aus einer Lebensversicherung erhalte ich 100 000 Euro. Wie lege ich das Geld am besten an?

Antwort: Das hängt von Ihren Anlagezielen und Ihrer Risikoneigung ab. Grundsätzlich sollten Anleger ihr Vermögen breit streuen auf verschiedene Anlageklassen wie festverzinsliche Produkte, Aktien, Immobilien und Liquidität für Notfälle.

Ich bin 89 Jahre alt und möchte 10 000 Euro für meine Urenkelin anlegen, der Zeithorizont liegt bei zehn Jahren. Was schlagen Sie vor?

Antwort: Wenn Sie Renditechancen für Ihre Enkelin nutzen wollen, könnten Sie das Geld beispielsweise in international anlegende Aktienfonds investieren.

Lohnt sich die Anlage in Mittelstandsanleihen?

Antwort: Mittelstandsanleihen bieten oft einen hohen Zins. Doch Vorsicht: Ein hoher Zins bedeutet grundsätzlich auch ein hohes Risiko. Anleger müssen daher die Bonität des Unternehmens sehr genau beachten, für dessen Anleihe sie sich interessieren.

Nachdem es fast keine Zinsen mehr gibt: Was halten Sie von Gold?

Antwort: Gold bringt auch keine Zinsen. Gold ist ein Krisenmetall für extreme Umbrüche an den Finanzmärkten und kann als Schutz vor Inflation dienen. Inflation ist derzeit aber nicht in Sicht. Als Beimischung gehört Gold grundsätzlich bei einem breit gestreuten Vermögen dazu.

Lohnt es sich, in Bundesanleihen anzulegen?

Antwort: Eher nicht, denn die Rendite bei Bundesanleihen mit kürzeren Laufzeiten ist negativ. Zehnjährige Bundesanleihen liegen aktuell bei 0,2 bis 0,3 Prozent. Möchten Sie für diese minimale Rendite Ihr Geld für zehn Jahre anlegen?

Ich habe neben Festgeld seit zehn Jahren Anteile eines Aktienfonds, mit dem ich ganz zufrieden bin und der regelmäßig ausschüttet. Ist eine Wiederanlage der Ausschüttungen in Aktienfonds sinnvoll?

Antwort: Ja, wenn Sie auch künftig vom Aktienmarkt profitieren wollen, ist das eine gute Möglichkeit.

Lohnt es sich jetzt noch, am Aktienmarkt einzusteigen?

Antwort: Sie einen langfristigen Anlagehorizont haben, ist der Zeitpunkt des Aktienkaufs zweitrangig. Klar ist, ohne Aktien ist kein vernünftiger Vermögensaufbau möglich.

Die Lebensversicherung meines Vaters wird 2017 fällig. Er möchte das Geld dann direkt in Bundesschatzbriefe investieren, denn die wären wenigstens sicher, sagt er. Aber die bringen doch gar keine Zinsen mehr, oder? Er sollte das Geld lieber in Fonds anlegen, finde ich. Er hört nicht auf mich. Was meinen Sie?

Antwort: Bundesschatzbriefe wurden bis Dezember 2012 herausgegeben. Daher stellt sich die Frage nach einer solchen Anlage nicht mehr. Grundsätzlich stellt sich die Frage, was Ihr Vater möchte und wozu das Geld dienen soll. Nach diesem Wunsch gestaltet sich alles weitere. Benötigt Ihr Vater eine Rentenaufstockung? Ist die Lebensversicherung das gesamte Vermögen? Welche Erfahrungen hat Ihr Vater bislang mit Wertpapieren gemacht? Hat er überhaupt Erfahrungen gemacht? Aus meiner Sicht sollten Sie ein Grundlagengespräch mit Ihrem Vermögensberater führen und mit ihm über Ihre Ziele, Renditeerwartungen, Risikofreudigkeit und die Dauer der Anlage sprechen.

Ich habe seit fünf Jahren einen Riester-Sparplan. Nun brauchte ich das Geld dringend. Kann ich irgendwie daran kommen?

Antwort: Sie können den Vertrag „ruhend“ stellen, das heißt, Sie zahlen keine Beiträge mehr. Allerdings bekommen Sie dann auch keine staatliche Förderung für die Jahre, in denen der Vertrag ruht, und Ihre Rente im Ruhestand verringert sich. In den ersten fünf Jahren werden die Abschlusskosten der Versicherung mit den eingezahlten Beiträgen verrechnet. Daher ist es wichtig, dass die Riester-Rente langfristig läuft. Im Falle einer Kündigung nach fünf Jahren wird der Rückkaufwert möglicherweise geringer sein als Ihre Einzahlungen. Zudem müssen Sie alle staatlichen Förderungen zurückzahlen, da eine Kündigung eine „schädliche Verwendung“ ist. Aus meiner Sicht überwiegen die Nachteile deutlich.

Meine Kinder wollen Futures kaufen, weil sie sagen, dass sei die Geldanlage der Zukunft. Ich hab dazu mal etwas aus dem Internet ausgedruckt, aber ich verstehe das nicht. Was ist das? Nun sehe ich Ihren Internetchat hier - können Sie mir das sagen? Ist das etwas Seriöses?

Antwort: Futures sind Terminkontrakte und regeln Geschäfte in der Zukunft. Da Sie heute noch nicht wissen, was die Zukunft bringt, ist dies eine sehr spekulative Anlage. Ein Totalverlust des Kapitals ist möglich. Grundsätzlich rate ich Ihnen, nur Dinge zu kaufen, die Sie verstehen. Wenn dies bei Futures nicht der Fall ist, lassen Sie die Finger davon.

Ich habe seit 20 Jahren RWE- Aktien — in Summe 30 000 Euro. Wird das mit denen noch was, oder sollte ich die abgeben?

Antwort: Die Frage, die sich mir stellt, ist Ihre grundsätzliche Vermögensaufstellung. Ich rate zu einer breiten Vermögensstreuung über verschiedene Anlageklassen hinweg. Die nächste Frage ist, wie Sie RWE einschätzen. Würden Sie heute wieder in die RWE investieren und wenn ja warum? Am Besten sprechen Sie mit Ihrer Bank grundsätzlich über Ihre Vermögensaufstellung und erarbeiten mit den Kollegen ein auf Sie zugeschnittenes Portfolio.

Welche Auswirkungen hat der Bitcoin auf den Euro? Ist dies eine sinnvolle Alternative Anlage?

Antwort: Der Bitcoin ist eine virtuelle Geldeinheit, die über das Internet Zahlungen ermöglicht. Physisch kann man dieses Zahlungsmittel daher nicht nutzen. Da die Nutzung auf das Internet beschränkt ist, wird der Bitcoin keine nennenswerten Auswirkungen auf den Euro haben. Ob es eine sinnvolle alternative Anlage ist, hängt von Ihren sonstigen Investitionen ab und davon, wie viel Sie in Bitcoins investieren möchten. Vor einer nennenswerten Investition rate ich zu einem Gespräch mit Ihrem Vermögensberater.

Kann man denn überhaupt Bitcoins als Anlage kaufen? Geht das so wie mit Aktien? Also über mein Depot?

Antwort: Sie können Bitcoins nicht klassisch über eine Börse handeln und diese wie Aktien in Ihrem Depot verwahren. Sie erwerben die Bitcoins über verschiedene Sicherheitsstationen im Internet. Bitcoins sind keine Anlageform, die von Banken angeboten oder abgewickelt wird. Eine Beratung zu diesem Thema gibt es daher ebenfalls nicht. Es handelt sich um einen geschlossenen Kreislauf, der ausschließlich über das Internet läuft.

Wie sicher ist mein Festgeld bei einer niederländischen Bank in Deutschland?

Antwort: Die gesetzliche Einlagensicherung schützt Kundenguthaben bei Banken in der EU bis zu maximal 100 000 Euro pro Person. Das gilt grundsätzlich auch für eine niederländische Bank in Deutschland. Darüber hinaus gibt es für private Banken zusätzlichen Schutz durch den Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken, dem auch viele ausländische Banken angeschlossen sind. Weitere Informationen zur Einlagensicherung finden Sie unter www.bankenverband.de im Internet.

Soll ich, bevor es möglicherweise Strafzinsen fürs Sparkonto gibt, mein Geld lieber von der Bank abheben und zuhause aufbewahren?

Antwort: Lieber nicht. Negativzinsen für private Kunden sind in Deutschland aufgrund des starken Wettbewerbs in der Kreditwirtschaft flächendeckend nicht zu erwarten. Außerdem: Wenn Sie Bargeld zuhause verwahren, dürfen Sie das Risiko des Diebstahls nicht vergessen. Red

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