Steuerreform belastet GM VW glaubt an Elektro-Durchbruch in den USA -

Detroit (dpa) - Auf dem von Geländewagen und Pick-ups dominierten US-Automarkt können sich Elektroautos nach Einschätzung von VW durchaus durchsetzen. Der Vertriebsvorstand der Kernmarke Volkswagen, Jürgen Stackmann, sieht gute Chancen, dass auch deutsche Autobauer davon profitieren können.

Steuerreform belastet GM: VW glaubt an Elektro-Durchbruch in den USA -
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Amerikanische Hersteller wie General Motors (GM) müssen derweil schwere finanzielle Lasten schultern, die ihnen die Steuerreform von US-Präsident Donald Trump zunächst einbrockt.

VW-Manager Stackmann sagte der Deutschen Presse-Agentur am Rande der Automesse in Detroit, die bisher auch in der Bundesrepublik nur schleppend anlaufende E-Mobilität habe Potenzial auch in den USA: „Wir gehen fest davon aus, dass vor allem in den amerikanischen Ballungsräumen an Ost- und Westküste die Elektrifizierung schnell vorankommt.“ Große Segmente könnten schnell mit Volkswagen besetzt werden, um „damit vor der Welle zu sein und nicht dahinter“.

Trotz der von Experten prognostizierten Abschwächung des gesamten US-Marktes könne die Marke dort zulegen. Das Vorhaben sei ehrgeizig. „Wir sind aber sicher, 2018 ein gutes Wachstum erreichen zu können“, erklärte Stackmann. 2017 hatte VW den Absatz in den USA, wo 2015 der Abgasskandal rund um manipulierte Dieselmotoren aufgeflogen war, um 5,2 Prozent auf 340 000 Autos gesteigert. Dagegen sank die Zahl der ausgelieferten Wagen im Dezember um 18,7 Prozent auf 30 300 Stück.

„In Sachen Ladeinfrastruktur tut sich viel im Land, damit sinken die Barrieren für den Eintritt in die Elektromobilität“, sagte der VW-Vorstand. Bis 2020 wolle man mit der elektrischen ID-Modellfamilie auf dem Markt sein, den Auftakt macht der SUV ID Crozz. Der Diesel sei in den USA nach der Abgasaffäre auf absehbare Zeit keine Option.

In den Vereinigten Staaten hatte VW als Volumenhersteller bisher keine Chance gegen die heimischen Branchenriesen GM, Ford und Fiat Chrysler. Der größte US-Autobauer GM rechnet mit weiter anziehenden Geschäften, muss wegen der Steuerreform aber erst einmal eine hohe Sonderlast verdauen: Im vierten Quartal dürfte der Wegfall bestimmter Steuervorteile zu einer Abschreibung von rund 7 Milliarden Dollar (5,7 Mrd Euro) führen, teilte der Konzern am Dienstag in Detroit mit.

Durch den Abbau der Unternehmenssteuern von 35 auf 21 Prozent sinken auch die Beträge, die bei Steuergutschriften abgesetzt werden können. Damit stehen in großem Stil Bilanzanpassungen bei US-Unternehmen an.

GM wird seine Geschäftszahlen am 6. Februar vorlegen. Für das laufende Jahr zeigt sich der Konzern optimistisch. Trotz eines teuren Wechsels zu einer neuen Generation von Pick-up-Trucks geht er davon aus, den Gewinn auf dem Rekordniveau von 2017 halten zu können.

Beim Rivalen Fiat Chrysler sollen andere Anbieter Gerüchten zufolge Interesse an einzelnen Konzernteilen haben. Vorstandschef Sergio Marchionne dämpfte jedoch Spekulationen um den Verkauf der Marke Jeep nach China oder sonstige Abspaltungen. Es gebe keine Pläne, Unternehmensteile oder Marken abzustoßen. Auf Jeep setze man auch künftig als Gewinntreiber, betonte der Manager in Detroit. Auf die Frage, ob für die Marke Dodge mit ihren Pick-ups, Vans und SUVs eine große Elektro-Strategie kommen werde, meinte Marchionne, dies könnte „einer der nächsten Schritte“ sein. Es gebe aber noch viel zu tun.

Der französische PSA-Konzern - inzwischen Eigentümer der früheren GM-Marke Opel - meldete, 2017 dank der Opel-Übernahme deutlich mehr Autos verkauft zu haben. Der weltweite Absatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 15,4 Prozent auf gut 3,63 Millionen Stück. Die beiden Ex-GM-Marken Opel und Vauxhall herausgerechnet, betrug das Absatzplus für PSA für 2017 nur 2,6 Prozent. Opel selbst will aus Kostengründen auf einen Auftritt beim Genfer Autosalon im März verzichten.

BMW teilte mit, die US-Parkplatzreservierungs-App Parkmobile komplett übernommen zu haben. Der Service sei der größte seiner Art in Nordamerika, man werde damit führender Anbieter mobiler Parkdienste. Der Konzern hält bereits seit 2014 Anteile an dem Unternehmen aus Atlanta, das die Reservierung und Bezahlung von Auto-Parkplätzen über eine Handy-App anbietet. Zudem hatte BMW schon den europäischen Parkmobile-Zweig übernommen, zu dem der Anbieter ParkNow gehört.

Der Autozulieferer ZF präsentierte in Detroit vorläufige Zahlen für das vergangene Jahr. Der seit Dezember amtierende Chef Konstantin Sauer berichtete, man habe voraussichtlich rund 36 Milliarden Euro an Umsatz erzielt. Im Vergleich zum Vorjahr wäre das ein Plus von mehr als 2 Prozent. „Unsere Ziele haben wir nach aktueller Lage erreicht“, meinte Sauer. Der Konzern aus Friedrichshafen am Bodensee hatte zuletzt mit Führungsturbulenzen zu kämpfen, Ex-Chef Stefan Sommer musste im Streit mit kommunalen Anteilseignern gehen. ZF gehört wie Bosch und Continental zu den größten Automobilzulieferern weltweit.

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