Verkauf der Edelstahlsparte: Ende einer Ära bei Thyssen-Krupp

Der Verkauf der Traditionssparte könnte Bewegung in den Markt bringen. Die Branche kämpft mit Überkapazitäten.

Essen/Krefeld. Edelstahl findet sich zwar in jedem Haushalt — doch die Herstellung ist für die Unternehmen in Europa seit langem kein gutes Geschäft. Selbst in Boomjahren wie 2010 gelang es Weltmarktführer Thyssen-Krupp nur mit großer Mühe, schwarze Zahlen in seiner Traditionssparte zu erzielen. Als Grund hat die Branche hohe Überkapazitäten ausgemacht, aber bisher daran nicht viel geändert. Der Verkauf des Edelstahlgeschäfts von Thyssen-Krupp an Outokumpu könnte diesen Stillstand nun beenden.

Für Thyssen-Krupp bedeutet die Trennung das Ende einer rund 100-jährigen Ära. Der Krupp-Konzern gilt als einer der Erfinder von nichtrostendem Stahl. Am 17. Oktober 1912 wurde das Patent für die „Herstellung von Gegenständen, die hohe Widerstandskraft gegen Korrosion erfordern. . .“ angemeldet. Das war der Beginn einer langen Erfolgsgeschichte.

Seine Güte erhält Edelstahl durch verschiedene Legierungszusätze, darunter mindestens 10,5 Prozent Chrom. Sie machen normalen Stahl zu einem rostfreien Werkstoff, der in fast allen Bereichen eingesetzt wird.

Probleme gibt es vor allem wegen der rasant gewachsenen chinesischen Konkurrenz. Mit staatlichen Hilfen aufgepäppelt, haben die neuen Konkurrenten zunächst vor allem für den eigenen Bedarf in China produziert, drängen nun aber stärker ins Ausland. Inzwischen macht nach Branchenangaben Edelstahl aus Asien ein Fünftel des europäischen Marktes aus.

Bislang taten sich die europäischen Hersteller schwer, den Markt zu konsolidieren. Thyssen-Krupp gab etwa in der Wirtschaftskrise 2009 die Suche nach einem Partner auf. Dabei spielte auch die Angst vor zu harten Auflagen der Wettbewerbsbehörden eine Rolle. Denn der Edelstahlmarkt in Europa ist klein. Neben Thyssen-Krupp und Outokumpu mischen noch der spanische Konzern Aceriniox und Aperam, eine Ausgliederung des Stahlkonzerns Arcelor-Mittal, mit.

Doch angesichts der immensen Konkurrenz und der schwierigen Lage der europäischen Edelstahlhersteller hoffen Outokumpu und Thyssen-Krupp, dass ihnen die Behörden für den Zusammenschluss keine zu großen Hürden aufbauen. Die Unternehmen verweisen darauf, dass ihre Produkte sich gut ergänzen. So produziert ThyssenKrupp etwa vor allem für die Autobranche und Hersteller von weißer Ware wie Miele, Outokumpu für die Chemie- und Energieindustrie.

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