
Turo-Chef Andre Haddad (l) und Deutschlands Turo-Chef Marcus Riecke. Der US-Anbieter Turo steigt mit seinem Carsharing-Geschäft auf dem deutschen Markt ein. Foto: Lisa Ducret
dpaTuro-Chef Andre Haddad (l) und Deutschlands Turo-Chef Marcus Riecke. Der US-Anbieter Turo steigt mit seinem Carsharing-Geschäft auf dem deutschen Markt ein. Foto: Lisa Ducret
Stuttgart/Berlin (dpa) - So besonders und einzigartig, findet Andre Haddad, sei das gar nicht mit der Liebe der Deutschen zu ihren Autos. «Auch in den USA lieben wir unsere Autos», sagt er.
Und trotzdem hätten dort viele Menschen kein Problem damit, fremden Leuten gegen Geld für ein paar Tage die Schlüssel zu überlassen - so wie sie das ja auch mit ihren Wohnungen tun. Und Haddad ist überzeugt, dass die Deutschen da nicht viel skeptischer sind als die Amerikaner.
Seit Freitag versucht sich der US-Anbieter Turo in Deutschland. Haddad ist der Chef dieser Peer-to-Peer-Carsharing-Plattform, auf der Privatleute ihre Fahrzeuge tageweise an andere Privatleute vermieten können. Wer Airbnb kennt, wo Menschen ihre Zimmer, Wohnungen oder ganze Häuser zeitweise Fremden aus der ganzen Welt überlassen, wird das System schnell wiedererkennen. Man gibt auf einer Internetseite oder in einer Handy-App ein, wann man wo für wie lange welche Art von Fahrzeug braucht, und die Plattform vermittelt einen Vermieter, der genau das im Angebot hat. Der wiederum bezahlt eine Art Provision an Turo. Die Allianz versichert die Autos für den Mietzeitraum.
Allein sind die US-Amerikaner damit nicht auf dem deutschen Markt. Das französische Unternehmen Drivy etwa, nach eigenen Angaben Marktführer in Europa, verweist auf 1,5 Millionen Nutzer und 45 000 Autos in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Spanien, Österreich und Belgien. Das niederländische Snappcar zählt knapp 400 000 Nutzer und ebenfalls rund 45 000 Autos in den Niederlanden, Dänemark, Schweden und Deutschland. Beide haben einen deutschen Anbieter übernommen, beide arbeiten ebenfalls mit der Allianz zusammen.
«Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung von Drivy in Deutschland», sagt der verantwortliche Manager Nils Roßmeisl. Mit mehr als 6000 Autos und gut 200 000 Nutzern sei es der zweitgrößte Markt nach der Heimat Frankreich und vor Spanien. Die Hauptaufgabe hierzulande sei, erst einmal ein Bewusstsein für Car-Sharing bei potenziellen Vermietern und Mietern zu schaffen.
Auch Turo fängt nicht bei null an: Mit dem Start geht die Plattform Croove aus dem Hause Daimler darin auf. Der Stuttgarter Autobauer, zu dem auch der Car-Sharing-Anbieter Car2Go gehört, war vergangenes Jahr bei Turo eingestiegen. Wie groß Croove bislang war, will Daimler nicht verraten. Nur so viel: Man sei zufrieden mit dem Wachstum.
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