Übernahmepoker um Continental

Der Autozulieferer Schaeffler will die Hannoveraner für zehn Milliarden Euro kaufen.

Frankfurt. Gleich zum Handelsauftakt in Frankfurt schoss der Kurs der Continental-Aktie um bis zu 27 Prozent oder über 68 Euro in die Höhe und hielt den deutschen Aktienindex Dax den ganzen Tag über im Plus - trotz der Banken-Crashs in den USA. Nach Tagen der Spekulationen profitierte der weltweit fünftgrößte Autozulieferer aus Hannover davon, dass sich ein potenzieller Übernehmer - die fränkische Schaeffler-Gruppe - in den Medien "geoutet" hatte.

Die Herzogenauracher wollen die zuletzt schwächelnde Conti für über zehn Milliarden Euro übernehmen und von der Börse nehmen, hieß es. Das Geld könnte das auf Wälzlager spezialisierte Familienunternehmen Schaeffler mit den Marken INA, LuK und FAG mit Royal Bank of Scotland im Rücken sicher aufbringen.

Der aktuelle Wert von Conti lag vor dem Übernahmeangebot, das offiziell noch nicht vorliegt, unter neun Milliarden Euro. Ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass Conti für die Übernahme des Autoarmaturen-Herstellers VDO im vergangenen Sommer knapp elf Milliarden Euro bezahlt hatte.

Conti und Schaeffler bestätigten gestern erste Kontakte Ende vergangener Woche. Weitere Gespräche hätten aber noch nicht stattgefunden. Nach Medienberichten soll Schaeffler auch zu einer feindlichen Übernahme bereit sein.

Einen ähnlichen Coup hatte der Chef der Schaeffler-Gruppe, Jürgen Geissinger, bereits 2001 gelandet. An einem Freitag rief er den Chef von FAG Kugelfischer überraschend an und kündigte ihm für Montag ein Übernahmeangebot an. Inzwischen ist FAG in die Schaeffler-Gruppe integiert.

In scharfer Form hat sich deswegen gleich die IG Metall gegen eine Conti-Übernahme durch Schaeffler ausgesprochen. Bezirkschef und Conti-Aufsichtsrat Hartmut Meine sagte in Hannover: "Wir werden mit allen Mitteln verhindern, dass ein völlig intransparentes Unternehmen möglicherweise die Continental AG übernimmt und zerschlägt." Meine vermutet, dass die Familie den Kauf nur schultern kann, wenn sie Conti zerschlägt und die Reifensparte verkauft.

Conti ist mit 26,4 Milliarden Euro Umsatz und 150.000 Mitarbeitern etwa drei Mal so groß wie Schaeffler (8,9 Milliarden Euro Umsatz, 66.000 Beschäftigte). Die Übernahme wäre der größte Unternehmenskauf in diesem Jahr in Europa.

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