Übernahmekampf: Neue Hürden für Hochtief

Der britische Investmentfonds Centaurus unterstützt den spanischen Angreifer ACS.

Essen. Nächster Schachzug im erbitterten Kampf um den Baukonzern Hochtief: Der spanische Angreifer ACS hat überraschend Unterstützung von einem Hochtief-Aktionär erhalten.

In einem Interview in der "Financial Times" rief der Manager des britischen Investmentfonds Centaurus Capital, Patrick Bierbaum, die Hochtief-Führung auf, die Waffen zu strecken.

"Versucht die Hochtief-Führung, durch weitere Giftpillen Wert zu vernichten, treibt sie dadurch nur noch mehr Aktionäre in die Arme von ACS", wurde Centaurus-Manager Bierbaum zitiert. Er warf dem Baukonzern vor, an der Börse unter Wert gehandelt zu werden.

Der Hochtief-Führung sei es nicht gelungen, "diese Lücke in der Bewertung zu schließen", kritisierte Bierbaum. Wie viele Anteile Centaurus Capital an dem Baukonzern hält, wollte er nicht sagen. Nach Angaben von Hochtief liegt der Anteil des Hedgefonds bei weniger als drei Prozent.

Der Konzern kritisierte den Vorstoß. Eine Hochtief-Sprecherin verwies auf "sehr positive" Reaktionen aus dem übrigen Aktionärskreis auf die bisherige Strategie des Unternehmens. Auf die Übernahme-Ankündigung von ACS hatte Hochtief mit heftigem Widerstand reagiert, die Belegschaft fürchtet einen massiven Personalabbau.

Der spanische Baukonzern ACS ist mit einem Anteil von 29,98 Prozent größter Hochtief-Aktionär. Im Streubesitz sind 65,08 Prozent. ACS hatte vor gut drei Wochen angekündigt, seinen Anteil zunächst auf über 30 Prozent auszubauen, um die Beteiligung dann über Zukäufe an der Börse auf mehr als 50 Prozent aufzustocken.

Unter Berufung auf Banker berichtete die Zeitung, dass sich die Aktionärsstruktur bei Hochtief verändert habe: Bis zu 20 Prozent der Aktien würden nun von Hedgefonds gehalten. Sie spekulierten offensichtlich auf eine Ausgliederung der australischen Hochtief-Tochter Leighton, das Filetstück des Konzerns.

Bei deutschen Aktionärsschützern stieß die Haltung des britischen Investmentfonds auf Unverständnis. Es sei nicht auszuschließen, dass spanische Interessen hinter diesen Äußerungen stünden, sagte Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Eine ACS-Sprecherin widersprach den Spekulationen.

NRW-Wirtschaftsminister Harry Voigtsberger (SPD) appellierte im Ringen um eine Übernahme des Baukonzerns an den Bund, die Löcher im deutschen Übernahmerecht schnellstmöglich zu schließen. Man müsse über kreative Lösungen nachdenken, die trotz der bisherigen, ungenügenden Schutzvorschriften Hochtief bereits heute den Schutz böten, den andere Länder ihren Unternehmen schon seit langem gewährten, sagte der Minister.

Zuvor hatte sich Voigtsberger von Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter in Düsseldorf über die Lage informieren lassen. Eigenen Hilfsbemühungen aus NRW erteilte der Minister jedoch eine Absage.

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