Thyssen-Krupp: Kritik am Abenteuer Brasilien

Die Stahlwerke in Südamerika und den USA werden immer kostspieliger.

Bochum. Für den ohnehin derzeit tief in den roten Zahlen steckenden Thyssen-Krupp-Konzern werden das "Brasilien-Abenteuer" und ein US-Stahlwerk immer kostspieliger. Vorstandschef Ekkehard Schulz musste sich deswegen auf der Hauptversammlung in Bochum im Beisein des Ehrenvorsitzenden Berthold Beitz (96) stundenlange Vorhaltungen von Aktionärsseite anhören.

"Ich habe den Eindruck, das Geld versinkt direkt im Sumpf", klagte ein Aktionärsschützer. Von einem Fass ohne Boden könne man nicht mehr sprechen. Bereits Stunden vor dem Aktionärstreffen hatte der Aufsichtsrat grünes Licht für eine weitere Aufstockung der Gelder für die Auslandsprojekte gegeben. Danach wird das Investitionsbudget für die brasilianische Stahlhütte nochmals um eine halbe Milliarde auf 5,2 Milliarden Euro erhöht.

Hinzu kommen noch Projekt- und Anlaufkosten von knapp 1,4 Milliarden Euro. Ursprünglich waren die Kosten im Jahr 2004 auf 1,3 Milliarden Euro beziffert worden. Auch das Investitionsvolumen für das US-Stahlwerk wurde um zehn Prozent auf 2,6 Milliarden Euro erhöht.

Schulz begründete die Mehrkosten mit Umweltauflagen beim sumpfigen Baugrund (Mangrovensümpfe) und Mehrausgaben für Zulieferungen. Beispielsweise waren bei der Kokerei umfangreiche Nacharbeiten nötig geworden. Eine Umweltzerstörung vor der Küste Brasiliens, wie die dortigen Fischer es beklagten, habe es aber nicht gegeben. Die Vorwürfe zur Zerstörung ihrer Fanggründe wies Schulz als "haltlos" zurück.

Nach einem Verlust von 2,36 Milliarden Euro 2008/09 soll im laufenden Geschäftsjahr wieder ein dreistelliges Millionenergebnis erwirtschaftet werden. Das erste Quartal, über das am 12.Februar berichtet werden soll, sei besser als erwartet verlaufen.

Geld erhofft sich Thyssen-Krupp auch aus dem Verkauf der zivilen Teile seiner Werften an Abu Dhabi. Das Geschäft soll Mitte Februar perfekt sein. Im Juni steht der Umzug der Konzernzentrale nach Essen an.

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