Steuersünder im Exil: Zumwinkel wird 70

Ex-Post-Chef lebt heute in London. Vor fünf Jahren sorgte eine Razzia in seinem Haus für Aufsehen.

Bonn. Klaus Zumwinkel war jahrelang wie vom Erdboden verschwunden. Die spektakulären Bilder von der Steuer-Razzia vor seiner Kölner Villa haben sich im Gedächtnis der Öffentlichkeit eingebrannt. Das ist fast sechs Jahre her.

Zumwinkel zog sich als verurteilter Steuerbetrüger aus Deutschland zurück. Damals stand er, der bis zu seinem tiefen Fall als überragender und besonnener Wirtschaftsführer galt, am Pranger.

Zu seinem 70. Geburtstag gestern hat sich Zumwinkel jedoch wieder öffentlich geäußert. Zu seiner Steueraffäre sagte er, dass er „den größten Fehler“ seines Lebens gemacht habe. „Die Strafe und die Rücktritte waren nur konsequent.“

In London hat Zumwinkel, der von einem Millionenvermögen leben kann, ein neues Zuhause gefunden — neben seinem Domizil am Gardasee in Italien, wo er mit der Burg Tenno ein herrschaftliches Anwesen besitzt. Seine Villa in Köln-Marienburg, die sogar zum Touristenziel wurde, veräußerte er schon bald nach der Steueraffäre.

Er sei heute als „privater Investor“ tätig, lässt Zumwinkel wissen. Genaueres gibt er nicht preis. Der damals dienstälteste Chef eines DAX-Unternehmens war 2008 mit einem Schlag zu einer Persona non grata geworden. Wie sich herausstellte, hatte er seit den 80er Jahren Geld in einer von ihm gegründeten Stiftung in Liechtenstein gelagert — verborgen vor dem deutschen Fiskus. Dafür wurde er im Januar 2009 zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren und einer Geldbuße von einer Million Euro verurteilt.

Zumwinkel musste auf Druck aus Berlin — der Bund war nach wie vor der Großaktionär bei der früheren Bundespost — seinen Schreibtisch im 40. Stock des Bonner Post-Towers räumen. Auch seine Aufsichtsratsämter musste die „gelbe Eminenz“ aufgeben. Selbst das Bundesverdienstkreuz durfte er nicht behalten.

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