Sparprogramm „Score“: Lufthanseaten bangen um Jobs

Frankfurt/Main (dpa) - Bei der Lufthansa bangen tausende Mitarbeiter um ihre Jobs. Der Sparkurs von Europas größter Fluggesellschaft hat Spekulationen über möglicherweise massiven Stellenabbau und ein Ende der Marke Germanwings angeheizt.

Ein Sprecher des größten Luftfahrtunternehmens Europas wollte aber am Donnerstag Angaben der „Bild“-Zeitung nicht bestätigen, dass allein in den Verwaltungsbereichen Finanzen, Personal und Buchungen von weltweit 6000 Stellen 3000 gestrichen werden sollten.

Dazu gebe es keinerlei Beschluss des Vorstands und auch entsprechenden Analysen im Rahmen des Sparprogramms „Score“ seien noch nicht abgeschlossen, sagte der Sprecher. Man habe in diesem Zusammenhang immer kommuniziert, dass es auch zu Stellenstreichungen kommen könne.

„Bild“ hatte unter Berufung auf ein Vorstandskonzept zudem berichtet, dass am Drehkreuz Frankfurt 1500 von 3000 Stellen aus den genannten Bereichen gestrichen werden sollten. Die verbleibende Verwaltung solle in eine neue Gesellschaft ausgegliedert werden. Insgesamt hat die Lufthansa rund 120 000 Beschäftigte. Der Konzern war in den vergangenen Jahren durch Zukäufe stark gewachsen, von denen er sich nun teilweise wieder getrennt hat. Unter dem Titel „Score“ will die Lufthansa bis 2015 eine jährliche Ergebnisverbesserung von 1,5 Milliarden Euro erreichen. Sie steht unter erheblichem Konkurrenzdruck von Billigfliegern und Fluggesellschaften vom Arabischen Golf.

Im Rahmen von „Score“ würden die Prozesse gründlich überprüft, Servicefunktionen der verschiedenen Abteilungen und Tochterunternehmen möglicherweise zusammengefasst, erläuterte die Lufthansa. Ziel sei es, die Aufgaben dort zu erledigen, wo dies am kostengünstigsten möglich sei. Das müsse nicht immer zwangsläufig in der Zentrale der größten Einheit sein. Am Kunden werde nicht gespart, sondern für die Kunden. Derzeit könne Lufthansa noch aus einer Position der Stärke handeln.

Zugleich dementierte die Fluggesellschaft einen Bericht über das angebliche Ende der Marke Germanwings. Es gebe dazu keinerlei Planungen oder Beschlüsse, erklärte ein Sprecher. Vielmehr seien die Aufgaben in den dezentralen Verkehren gerade neu geordnet und Germanwings an einigen Standorten sogar gestärkt worden. Zuvor hatte die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, die Maschinen des Billig-Ablegers würden künftig womöglich nur noch im Auftrag des Konzerns und mit dem Lufthansa-Logo weiterfliegen.

Vergangene Woche hatte Lufthansa-Passage-Chef Carsten Spohr in einem Brief an die Mitarbeiter angekündigt, dass Germanwings in weiten Teilen mit dem Lufthansa-Geschäft zusammengelegt werden soll. Unter welcher Marke dies geschieht, ließ er aber offen. Die geplante Zusammenlegung mit Germanwings betrifft das dezentrale Europageschäft der Lufthansa. Das sind alle innereuropäischen Flüge, die nicht die Drehkreuze München und Frankfurt berühren.

Die Lufthansa schreibt im Europaverkehr seit Jahren rote Zahlen. Konzernchef Christoph Franz will dies ändern: Im Jahr 2013 soll die Gewinnschwelle erreicht sein. Bereits seit Jahren steht der Vorschlag im Raum, die dezentralen Flüge ganz an Germanwings abzugeben. Inzwischen hat die einstige Billigfluggesellschaft von der Lufthansa das Vielfliegerprogramm und Firmenverträge übernommen, die Piloten haben annähernd den gleichen Tarifvertrag. Laut „SZ“ sind die Kosten des Billigfliegers unter dem Strich dadurch gestiegen. Im vergangenen Jahr verbuchte die Lufthansa-Tochter einen operativen Verlust von 52 Millionen Euro. Mit einer Flotte von 30 Maschinen ist Germanwings weitaus kleiner als die Konkurrenten Ryanair und Easyjet, die seit Jahren den deutschen Markt aufmischen und deutlich kostengünstiger unterwegs sind.

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