Solar Millennium beantragt Insolvenzverfahren

Erlangen (dpa) - Der Solarkraftwerk-Hersteller Solar Millennium ist pleite und steht vor einer ungewissen Zukunft. Das Unternehmen beantragte am Mittwoch die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Solar Millennium nannte als Grund unter anderem Probleme beim Verkauf von US-Projekten.

„Im Bemühen, für Aktionäre und Gläubiger vorhandene Werte zu erhalten, sahen sich die Organe der Gesellschaft zu diesem Schritt gezwungen“, teilte das Unternehmen mit Blick auf den Insolvenzantrag mit. Die Solar Millennium-Aktie stürzte ab. Die Papiere sackten um fast 60 Prozent auf 0,44 Euro ab.

Solar Millennium ist Spezialist für die sogenannte Solarthermie-Technik, bei der die Sonne eine Flüssigkeit erhitzt und verdampft. Mit dem Dampf werden Turbinen angetrieben. Die Technik hatte sich allerdings zuletzt als immer weniger konkurrenzfähig gegenüber der zu Dumpingpreis aus China gelieferten konventionellen Solartechnik erweisen.

Die deutsche Solarbranche steckt derzeit in einer massiven Krise. Die Firmen kämpfen mit wegbrechenden Märkten, starkem Preisdruck und der heftigen Billigkonkurrenz aus China. Erst Mitte Dezember hatte der Berliner Solarmodulhersteller Solon Insolvenz angemeldet. Die von Solar Millennium entwickelte Solarthermietechnik unterscheidet sich allerdings deutlich von der der meisten deutschen Solarhersteller.

Solar Millennium nannte als Grund für den Insolvenzantrag unter anderem Probleme beim Verkauf von US-Projekten, von denen sich das Unternehmen im vergangenen Sommer zurückgezogen hatte. Zwar habe mit dem potenziellen Käufer weitgehendes Einvernehmen über die Transaktion bestanden, auch seien wesentliche Verträge bereits unterzeichnet gewesen. „„Höhe und Zeitpunkt der Zahlungsflüsse konnten zuletzt nicht verbindlich bestätigt werden“, hieß es.

Hinzu kommt nach Angaben von Solar Millennium, dass auch intensive Verhandlungen mit Investoren über einen Einstieg in das Projekt Ibersol in Spanien nicht zum Erfolg führten. Der Versuch, das Projekt über einen öffentlichen Fonds zu finanzieren, sei gescheitert. „Beide Transaktionen hätten über den aktuellen Liquiditätsbedarf hinaus Mittel generiert, die die Basis für eine Weiterentwicklung der Gesellschaft gelegt hätten“, teilte Solar Millennium mit.

Das Unternehmen kämpft seit Jahren mit wirtschaftlichen Problemen. Zuletzt hatte Solar Millennium im Geschäftsjahr 2009/2010 unter dem Strich einen Verlust von 10,4 Millionen Euro eingefahren. Das Unternehmen hatte dabei im März bereits auf Verzögerungen bei Finanzierungsabschlüssen hingewiesen.

Einen schweren Rückschlag erlebte das Unternehmen im vergangenen Sommer, als es sich bei seinem Prestige-Projekt im kalifornischen Blythe überraschend zu einem Technologiewechsel entschloss. Statt in der angeblichen innovativen Parabolrinnentechnik sollte ein US-Solarkraftwerk in herkömmlicher Photovoltaik-Technik errichtet werden, bei der Sonnenlicht direkt in Strom umgewandelt wird. Grund war unter anderem der Preisverfall bei Solar-Modulen; dadurch war die Solarthermie-Technik von Solar Millennium nicht mehr konkurrenzfähig.

Zudem hatte das Unternehmen unter dem häufigen Führungswechsel gelitten. Innerhalb von drei Jahren wurde dreimal der Vorstandschef ausgetauscht. Den letzten Führungswechsel hatte es Anfang Oktober gegeben, als Vorstandsmitglied Jan Withag den Chefsessel von Christoph Wolff übernahm. Zuvor hatte der frühere EnBW-Chef Utz Claassen 74 Tage lang an der Spitze des Unternehmens gestanden. Eine Auseinandersetzung über die Frage, ob Claassen seine zum Antritt erhaltenen 9,2 Millionen Euro wieder an das Unternehmen zurückzahlen muss, beschäftigt derzeit noch die Justiz.

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