Sinn-Leffers stellt Insolvenzantrag

Die Insolvenz soll eine Sanierung möglich machen. 1200 Jobs sind in Gefahr.

Dortmund. Der Bekleidungskette Sinn-Leffers stehen turbulente Monate ins Haus: Heute hat die frühere Karstadt-Quelle-Tochter beim Amtsgericht in Hagen Antrag auf ein Insolvenz-Planverfahren in Eigenverwaltung gestellt. Damit soll das angeschlagene Unternehmen saniert werden.

Peter Zühlsdorff, geschäftsführender Gesellschafter des Sinn-Leffers-Inhabers DIH, spricht ausdrücklich von Sanierung, nicht von Insolvenz. Geplant ist, mit der seltenen Form der Plan-Insolvenz das Unternehmen wieder auf sichere Beine zu stellen. "Dieses Verfahren hat sich bewährt, wenn ein Unternehmen im Kern gesund ist."

Das operative Geschäft von Sinn-Leffers habe sich dank neuer Konzepte zuletzt besser als der Markt entwickelt. Man sei aktuell nicht zahlungsunfähig, allerdings habe man auch nicht ausreichend "Speck angesetzt, um bald die hohen Investitionen für die Winterware tätigen zu können". Voraussetzung für den Plan ist, dass der heute vom Amtsgericht Hagen bestellte vorläufige Insolvenzverwalter die Pläne unterstützt.

Dann könnte im November das Verfahren eröffnet und die Sanierung in Angriff genommen werden. Insolvenz-Spezialist Detlef Specovius, der ab sofort auch in der Sinn-Leffers-Geschäftsführung sitzt, rechnet mit einer Sanierungszeit von mindestens sechs Monaten.

Sinn-Leffers wird nach Aussage von Geschäftsführer Patrick Feller an verschiedenen Standorten durch zu hohe Mieten belastet. Die Mietkosten betragen laut Feller in mehreren Filialen mehr als 25Prozent des Umsatzes. Es sei offenkundig, dass ein langfristiger Unternehmensfortbestand so nicht möglich sei. Zu den Filialen, deren Kosten zu hoch sind, sollen dem Vernehmen nach Wuppertal, Mülheim, Gelsenkirchen, Duisburg, Frankfurt und Leipzig zählen. Im Zuge des Insolvenzverfahrens kann Sinn-Leffers einseitig Mietverträge kündigen.

Der Betrieb läuft in allen Filialen zunächst weiter. Es können aber wohl nicht alle Häuser erhalten bleiben. Wie viele Filialen geschlossen werden, hängt laut Feller insbesondere von den Verhandlungen mit den Vermietern ab. Zühlsdorff will möglichst viele der gut 4000 Stellen erhalten. Nach den aktuellen Plänen hält er es für realistisch, dass 70 Prozent der Arbeitsplätze gerettet werden können. 1200 Jobs würden damit wegfallen.

Im ersten Halbjahr ist die Nachfrage nach Textilien in Deutschland um fünf Prozent eingebrochen. Diesem Trend konnte sich auch Sinn-Leffers nicht entziehen. Die Kunden kaufen vermehrt entweder sehr hochpreisig oder sehr billig ein. Sinn-Leffers hat es daher im Mittelpreissegment besonders schwer.

Von den drei kriselnden ehemaligen Karstadt-Quelle-Töchtern werden Sinn-Leffers die besten Chancen eingeräumt. Zum einen greift das Konzept der Neuausrichtung im operativen Geschäft, zum anderen steht hinter dem Unternehmen der frühere Tengelmann-Manager Peter Zühlsdorff, der als Einzelhandelsexperte gilt. "Wir sind nicht auf Beutezug, sondern wir wollen Sinn-Leffers auf Sicht lebensfähig machen", sagte er. Seine Firma DIH hat zudem bereits hohe Millionensummen in die Bekleidungskette gepumpt. Er hege im übrigen keinen Groll gegen den Sinn-Leffers-Verkäufer Karstadt-Quelle, wie er gestern bekannte: "Wir wussten, auf was wir uns beim Kauf eingelassen haben."

"Wir glauben an Peter Zühlsdorff", sagte Roswitha Hüsemann vom Gesamtbetriebsrat. Natürlich seien die Mitarbeiter geschockt, doch "wir wollen die Turbulenzen gemeinsam meistern". Die Beschäftigten haben mit einem Sanierungstarifvertrag bereits einen Beitrag geleistet: Sie haben auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichtet für eine Arbeitsplatzgarantie bis zum Jahr 2009. Allerdings könnte diese im Insolvenzfall hinfällig sein.

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