Siemens verkauft Problemteil NSN komplett an Nokia

München (dpa) - Der Elektrokonzern Siemens zieht einen endgültigen Schlussstrich unter sein Telefongeschäft.

Nach der Handysparte vor acht Jahren und den Festnetztelefonen vor fünf Jahren sind die Münchner die ungeliebte Netzwerksparte nun endlich ganz los.

Der 50-prozentige Anteil an dem Gemeinschaftsunternehmen Nokia Siemens Networks (NSN) gehe für 1,7 Milliarden Euro an den finnischen Partner Nokia, teilte der Konzern am Montag in München mit. 1,2 Milliarden davon bekommt Siemens in bar, die restlichen 500 Millionen verleihen die Münchner an die Finnen, die den Betrag erst später zahlen müssen.

Siemens-Chef Peter Löscher hat damit ein weiteres Problemkind vom Hals. Er will sich ganz auf das Kerngeschäft konzentrieren und trennt sich deshalb von den nicht profitablen Sparten.

Der Deal mit den Finnen dürfte damit im laufenden Geschäftsjahr 2012/13 für Siemens zur Abwechslung einen Sondereffekt bringen, der sich positiv in der Bilanz niederschlagen wird. Dennoch: über Jahre war NSN ein Zuschussgeschäft. Seit 2012 fährt das Unternehmen einen strikten Sparkurs, baut tausende Stellen ab und schließt Standorte.

NSN beschäftigte Ende März noch gut 56 000 Mitarbeiter - davon 6000 in Deutschland. Das Unternehmen ist hierzulande in 17 Städten vertreten.

Über die Zukunft dieser Standorte wurde am Montag nichts Konkretes mitgeteilt. Es hieß lediglich, dass NSN eine starke regionale Präsenz in Deutschland behalten will - dazu gehört auch der wichtige Standort in München, für dessen Erhalt vor eineinhalb Jahren die IG Metall energisch demonstriert hatte. Die Gewerkschaft erwartet nun, dass Nokia sich an die Vereinbarungen aus dieser Zeit hält wird.

Nokia Siemens Network - über den neuen Namen ist noch nicht entschieden - ist einer der größten Telekomzulieferer der Welt. Größte Konkurrenten sind der schwedische Konzern Ericsson und die französische Alcatel-Lucent. Zuletzt bekamen die Europäer aber auch zunehmend Konkurrenz aus Asien.

Dazu kommt, dass Nokia mit seinem kriselnden Handygeschäft ebenfalls etliche Probleme zu lösen hat. NSN kämpft wie die gesamte Branche seit Jahren mit einem harten Wettbewerb. Seit der Gründung steckt NSN in den roten Zahlen.

Das Management hatte Anfang 2012 die Reißleine gezogen und harte Einschnitte angekündigt. Dazu gehört auch der Abbau von 17 000 der weltweit 74 000 Arbeitsplätze. Dies zeigte zuletzt Wirkung - der Verlust ging zurück. Zudem stabilisierte sich das Geschäft und der Umsatz sank im ersten Quartal nicht mehr so stark. Siemens hatte seine Netzwerksparte erst 2007 mit der von Nokia zusammengelegt.

Ob der Handyhersteller Nokia den Netzwerkbauer NSN auf Dauer im Konzern behält, ist offen. Der Markenname soll auf jeden Fall geändert werden. Einem finnischen Zeitungsbericht zufolge soll zudem die Produktion ausgelagert werden.

Dabei könnte NSN zwischen 500 und 600 Millionen Euro erlösen, berichtete die Zeitung „Helsingin Sanomat“ unter Berufung auf vertrauliche Dokumente. Interessenten für die sechs Werke seien Auftragsfertiger wie Foxconn und Flextronics.

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