Schwimmende Hotels: Ein Schlafplatz auf dem Rhein

Während großer Messen sorgen schwimmende Hotels für ein größeres Zimmerangebot. Momentan liegen mehr als 20 Schiffe vor Anker.

<strong>Düsseldorf. Um 10 Uhr morgens ist es still auf der MS Sans Souci. In der menschenleeren Bar am Bug des Schiffes macht die Klimaanlage das lauteste Geräusch. Durch die großen Fenster des niedrigen, langgestreckten Raums ist der Schlossturm am nahen Düsseldorfer Rheinufer zu sehen. Aus der Lobby nebenan dringen gedämpfte Wortfetzen: Ein Mann im dunklen Anzug telefoniert mit seinem Handy in einer nicht zu identifizierenden Sprache. Rumänisch? Kroatisch? Iranisch vielleicht?

Über 20 Hotelschiffe liegen am Düsseldorfer Ufer vor Anker

"Unser Publikum ist eben international", sagt Klaus Klobes. Der Vertreter des Düsseldorfer Hotelschiff-Unternehmens, für das auch die Sans Souci fährt, hat in einem der Bar-Sessel Platz genommen. Hinter ihm warten Jack Daniel’s, Jim Beam und Johnnie Walker auf den Abend. "Die Gäste sind in der Regel die Besucher großer Messen", so Klobes. Sie gehen gleich nach dem Frühstück von Bord und bleiben den ganzen Tag an Land. Momentan liegen mehr als 20 Schiffe zwischen der Oberkasseler Brücke und dem Ausstellungsgelände dicht an dicht vor Anker - noch bis zum 31. Oktober läuft die "K2007" für Geschäftsleute in Sachen Kautschuk und Kunststoff. Sonder-Busse fahren zwischen dem Fluss und den Messehallen hin und her. Der Reiz eines Bettes auf dem Rhein sei die Nähe zur Messe und zur Innenstadt, preist Marketing-Mann Klobes das Hotelschiff-Prinzip. Teilweise kämen die Buchungen für die Kabinen mit Preisen zwischen 150 bis 300 Euro für eine Person schon zwei Jahre vorher. Die vergleichsweise kleine Sans Souci - 82 Meter lang, etwas über neun Meter breit, 42 eher bescheiden große Zimmer - ist ausgebucht. Diesmal sind sehr viele US-Amerikaner an Bord. "Wir haben extra ein großes Stück Kuh aufgetaut", sagt Kapitän und Schiffseigner Peter Grunewald trocken, "für Steaks." Seit Februar ist der 41-Jährige für das Schiff verantwortlich. Vorher beförderte er 16 Jahre lang Fracht, seine Tochter ist auf einem Binnen-Tanker aufgewachsen. Heute sieht der Mann aus Sachsen-Anhalt die Familie seltener. Auch der Rest der momentan zwölfköpfigen Crew muss sich bei jedem Abschied auf eine längere Zeit fern der Heimat einstellen. In der Regel gilt: sechs Wochen Arbeiten, eine Woche frei. Restaurantfachfrau Kerstin Goitzsch ist dennoch immer wieder gern auf dem Wasser. Die 22-Jährige aus Dessau nutzt ihre Freizeit, um in der berühmten Düsseldorfer Altstadt auszugehen. Wie lange und wie heftig man feiere, müsse jedes Crew-Mitglied selbst entscheiden. Schließlich klingelt früh morgens wieder der Wecker.

Der Betrieb ist dem eines Hotels auf festem Boden sehr ähnlich: Betten müssen gemacht, die Böden - und Decks - geschrubbt werden. Das Abwasser, auch das aus den Toiletten, fließt nicht etwa in den Rhein, sondern wird von einem Tankwagen abgeholt.

Liegeplätze: Hotelschiffe werden oft bei großen Messen genutzt, etwa in Düsseldorf und Köln.

Zuständigkeit: Die Verteilung der Plätze und die Aufsicht liegt bei den Neuss-Düsseldorfer Häfen.

Kreuzfahrten: Unter schweizerischer, holländischer oder deutscher Flagge werden sonst Fluss-Kreuzfahrten unternommen.

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