Schwacher Jahresstart für Commerzbank

Frankfurt/Main (dpa) - Gerade zwei Arbeitstage ist er im Amt - schon kämpft der neue Commerzbank-Chef Martin Zielke mit heftigem Gegenwind.

Schwacher Jahresstart für Commerzbank
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Nach einem schwachen Jahresauftakt wackelt die Prognose für 2016. Es werde „deutlich ambitionierter“, im Gesamtjahr das Ergebnis von gut einer Milliarde Euro aus dem Vorjahr zu erreichen, bekräftigte das Institut am Dienstag in Frankfurt.

Für Aufregung sorgten zudem Berichte über umstrittene Aktiendeals, mit denen der deutsche Staat um Milliarden geprellt worden sein soll. Commerzbank-Aktien stürzten bis zum Mittag um rund neun Prozent ab und waren damit schwächster Wert im Dax.

Die Unruhe an den Kapitalmärkten und die Folgen der Niedrigzinsen bremsten die seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Bank im ersten Quartal aus. Der Überschuss halbierte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 163 Millionen Euro. Der operative Gewinn sackte um 60 Prozent auf 273 Millionen Euro ab. „Das Quartal war sehr herausfordernd“, sagte Finanzchef Stephan Engels in einer Telefonkonferenz. Zielke meldete sich nicht zu Wort.

Engels musste daher auch die umstrittenen Aktiengeschäfte rechtfertigen, mit denen große Kunden aus dem Ausland Steuern auf Dividenden von deutschen Unternehmen umgehen konnten. Die Commerzbank soll sich bei sogenannten Cum-Cum-Geschäften rund um den Dividendenstichtag eines Unternehmens besonders hervorgetan haben, wie Recherchen von „Handelsblatt“, Bayerischem Rundfunk, „Washington Post“ und dem New Yorker Recherchebüro ProPublica ergaben.

Engels betonte, die Bank habe sich an geltende Gesetze gehalten. „Wir stellen durch umfangreiche interne Systeme und Kontrollen sicher, dass alle Handelsgeschäfte im Einklang mit dem geltenden Recht stehen“, sagte er und wiederholte damit frühere Aussagen der Bank.

Bei täglich Zehntausenden Geschäften handele die Commerzbank „zwangsläufig“ auch in „Cum-Cum“-Situationen. Engels erklärte, sie habe sich bereits an die von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Gesetzesverschärfung angepasst, mit der rückwirkend zum 1. Januar 2016 solche Geschäfte eingeschränkt werden sollen.

Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums sagte: „Wir erwarten, dass sich die Commerzbank AG an alle geltenden rechtlichen Vorgaben hält.“ Der Bund ist seit seiner milliardenschweren Rettungsaktion für Deutschlands zweitgrößtes Geldhaus 2008/2009 größter Einzelaktionär der Commerzbank und hält aktuell gut 15 Prozent der Anteile.

Im Tagesgeschäft im ersten Quartal gab es vor allem im Investmentbanking Einbrüche. Schlechter lief es auch im Geschäft mit dem Mittelstand, wo sich die Folgen der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) immer tiefer in die Bilanz fressen.

Dagegen verbuchte das Privatkundengeschäft, das Zielke bis zu seinem Wechsel an die Konzernspitze zum 1. Mai führte, erneut ein Gewinnplus - wenn auch vor allem dank 44 Millionen Euro Sonderdividende aus einer Beteiligung. Die Sparte gewann unter dem Strich 59 000 Kunden hinzu.

„Vor dem Hintergrund der schwierigen Situation an den Kapitalmärkten und der weiteren Verschärfung des Zinsumfelds hat die Bank im ersten Quartal ein ordentliches operatives Ergebnis erzielt“, bilanzierte Engels. Etwas aufgefangen wurde der Rückgang durch eine niedrigere Vorsorge für faule Kredite. Allerdings stellt sich die Commerzbank auf wieder zunehmende Belastungen im weiteren Jahresverlauf ein.

Zielkes Amtsvorgänger Martin Blessing hatte sich bei der Hauptversammlung im April mit einer indirekten Gewinnwarnung von den Aktionären verabschiedet. Noch im Februar hatte Blessing einen zumindest leicht steigenden Jahresüberschuss in Aussicht gestellt.

Die Bank hat jedoch im ersten Quartal bereits die ersten fünf Cent für eine Dividende 2016 reserviert. Damit steuert das Institut erneut auf 20 Cent Ausschüttung je Aktie für das Gesamtjahr zu. Für 2015 hatte die Commerzbank erstmals seit der Finanzkrise wieder eine Dividende gezahlt.

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