Schwache Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt

Nürnberg (dpa) - Nach dem frostigen Winter kommt der Arbeitsmarkt in Deutschland nach Experteneinschätzung nur langsam in Schwung.

Im März ist die Zahl der Erwerbslosen nach Berechnungen von Bankenvolkswirten im Vergleich zum Vormonat lediglich um 60 000 auf 3,05 Millionen gesunken; im Vorjahr hatte der Rückgang noch bei mehr als 100 000 gelegen. Auf dem Arbeitsmarkt werde nun zeitverzögert die Konjunkturdelle vom vierten Quartal 2011 spürbar, sagten Bankenvertreter in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. Die offiziellen Zahlen will die Bundesagentur für Arbeit (BA) an diesem Donnerstag vorlegen.

Mit einem Unterschreiten der psychologisch wichtigen Drei-Millionen-Marke rechnen die Bankenvolkswirte daher erst im April. Dennoch bleiben die meisten der befragten Fachleute für das Frühjahr skeptisch. „Ich sehe nicht, dass sich die Konjunktur deutlich beschleunigt, nachdem das Wirtschaftswachstum auch im ersten Quartal mäßig ausfallen dürfte“, meint etwa Allianz-Volkswirt Rolf Schneider. Zudem wirke sich noch das schwache letzte Vorjahresquartal aus. Solche Effekte würden erst mit ein paar Monaten Verzögerung auf dem Arbeitsmarkt spürbar.

Auch für Commerzbank-Volkswirt Eckart Tuchtfeld hat die konjunkturelle Schwächephase vom vierten Quartal 2011 die eine oder andere Schleifspur auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen. Da dürfe es nicht überraschen, wenn der März „kein richtiger guter Monat für den Arbeitsmarkt war“, meint er. Auch der jüngste Einkaufsmanager-Index zeige die gedämpfte Stimmung in vielen Unternehmen. „Das ist nicht der Boden, auf dem groß dimensionierte Einstellungspläne gedeihen“, gibt Tuchtfeld zu bedenken. „Viele Firmen haben zwar Pläne dafür in den Schubladen. Sie warten aber erst einmal ein bis zwei Monate ab, bis sie klarer sehen“.

Ungeachtet der leichten Schwäche-Tendenz ist der deutsche Arbeitsmarkt nach Ansicht der Fachleute weiter solide. Diese Einschätzung bestätigte die Bundesagentur mit ihrem am Mittwoch veröffentlichten Stellenindex BA-X. Danach suchen derzeit Unternehmen kaum weniger Mitarbeiter als im Januar neue Mitarbeiter; zum Jahresauftakt war die Kräftenachfrage der deutschen Wirtschaft auf Rekordhöhe gestiegen. Der monatlich ermittelte Stellenindikator klettert im März um einen Zähler auf 176 Punkte; er lag damit nur drei Punkte unter dem Höchststand im Januar.

Den von Arbeitsmarktforschern für die nächsten Jahre prognostizierte Fachkräftemangel soll nach den Vorstellungen der Bundesregierung künftig verstärkt von hoch qualifizierte Ausländern gemildert werden. Sie sollen leichter eine Stelle in Deutschland antreten können, teilten die Innenexperten von Union und FDP, Reinhard Grindel (CDU) und Hartfrid Wolff (FDP) am Mittwoch in Berlin mit. Die beiden Fraktionen einigten sich darauf, dass künftig zuziehen darf, wer im neuen Job mehr als 44 800 Euro jährlich verdient. Bislang galt eine Schwelle von 66 000 Euro. Für Berufe mit vielen offenen Stellen - dazu zählen vor allem Ingenieurberufe - soll die Verdienstschwelle bei rund 34 900 Euro liegen.

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