Schicksalstag für Strauss-Kahn

Morgen wird der IWF-Chef dem Haftrichter vorgeführt. Opfer-Anwälte fordern 25 Jahre Haft.

New York. Der Skandal um IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn eskaliert: Die Anwälte jenes Zimmermädchens (32), das Strauss-Kahn in einem New Yorker Luxushotel sexuell überfallen haben soll, fordern für den Franzosen nun die Maximalstrafe von 25 Jahren hinter Gittern. Für Strauss-Kahn wird die Lage auch aus einem anderen Grund immer prekärer. Sein mutmaßliches Opfer hat möglicherweise Aids und könnte ihn mit dem HI-Virus angesteckt haben. Das berichtet die „New York Post“.

Ein Sprecher der legendären Strafvollzugsanstalt „Rikers Island“ in New Yorks East River bestätigte zudem, dass man befürchtet, der prominente Häftling wolle sich das Leben nehmen. Deswegen habe man aus seiner Zelle sämtliche Gegenstände entfernt, mit denen er sich aufhängen könnte, etwa Schnürsenkel und ein langärmeliges Hemd. Morgen soll der 62-Jährige erneut einem Haftrichter vorgeführt werden, der entscheiden wird, ob Strauss-Kahn bis zum Prozessbeginn doch gegen eine Kaution von eine Million Dollar freigelassen wird.

Obwohl Strauss-Kahns Staradvokat Benjamin Brafman darauf besteht, dass es sich bei dem Kontakt zwischen dem IWF-Boss und der 32-jährigen Frau aus Guinea um „einvernehmlichen Sex“ gehandelt habe, erhob Jeff Shapiro, Anwalt des Zimmermädchens, schwere Vorwürfe gegen den mächtigen Banker.

„Wir haben eine Menge forensischer Beweise“ erklärte Shapiro. „Es kann nicht der geringste Zweifel bestehen, dass wir von einer Gewalttat sprechen.“ Sämtliche Verschwörungstheorien, wonach der IWF-Chef Opfer eines Komplotts wurde, um seine Chancen auf die französische Präsidentschaft zu zerstören, nannte Shapiro „absolut lächerlich.“

Ein 42-jähriger Mann, der behauptet, der Bruder des angeblichen Opfers zu sein, sagte nach Darstellungen führender US-Medien, dass seine Schwester, die er als „gute Muslimin“ bezeichnete, „am Boden zerstört ist, ihr ist auf jeden Fall etwas Schlimmes passiert.“

Obwohl Brafman darauf besteht, dass sein Mandant „unschuldig bis zum Beweis des Gegenteils ist“, haben Politiker auf beiden Seiten des Atlantik offenbar schon ihr eigenes Urteil gefällt.

US-Finanzminister Timothy Geithner legte ihm den sofortigen Rücktritt nahe. Seit der Inhaftierung des IWF Direktors führt in der Washingtoner Zentrale der 187 Mitglieder zählenden Organisation der erste stellvertretende Direktor, John Lipsky, die Geschäfte. Der amerikanische Nationalökonom gilt aber nur als Übergangskandidat. Dass Strauss-Kahn jemals an die Spitze des Währungsfonds zurückkehren kann, selbst im Falle eines Freispruchs, ist nach Ansicht von Experten praktisch ausgeschlossen.

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