Schadenersatzklage gegen Ex-Arcandor-Chef

Essen (dpa) - Der frühere Chef des Essener Touristik- und Handelsunternehmens Arcandor, Thomas Middelhoff, wehrt sich seit Donnerstag vor dem Essener Landgericht gegen die Schadenersatz-Klage eines Ex-Anlegers.

Jan-Eric Peters, Chefredakteur der zum Axel-Springer-Konzern gehörenden „Welt“-Gruppe, fordert rund 5000 Euro, weil er sich von Middelhoff und der Arcandor-Öffentlichkeitsarbeit getäuscht fühlt. Der Journalist klagt als Privatmann.

Middelhoff wies die Anschuldigung, in einem Interview bewusst falsche Angaben gemacht zu haben, um den unter Druck geratenen Arcandor-Aktienkurs wenigstens noch ein paar Tage zu stabilisieren, als „falsch“ zurück. „Unsere Aufgabe war es damals, die Finanzierung zu sichern, und nicht, Kurspflege zu betreiben“, sagte er vor Gericht. Zum Zeitpunkt des Interviews sei eine Kapitalerhöhung tatsächlich noch nicht geplant gewesen. Dies habe sich erst Tage später nach weiteren Krisengesprächen mit den Kredit gebenden Banken ergeben. „Das waren chaotische Zeiten“, so Middelhoff.

Middelhoff hatte kurz nach Bekanntwerden einer finanziellen Schieflage bei Arcandor im September 2008 ein Zeitungsinterview gegeben. Auf Nachfrage hatte er darin eine mögliche Kapitalerhöhung bei dem Unternehmen ausgeschlossen. „Das ist völliger Quatsch“, hieß es wörtlich in dem von Middelhoff autorisierten Interview. Peters hatte daraufhin in zwei Schritten insgesamt 70 000 Arcandor-Aktien erworben. Er sei natürlich davon ausgegangen, dass die Angaben Middelhoffs der Wahrheit entsprachen, ließ er über seinen Anwalt vor Gericht erklären.

Als Arcandor wenige Tage später doch eine Kapitalerhöhung beschloss, fiel der Aktienkurs deutlich. Als Peters seine Wertpapiere im November wieder abstieß, hatte er einen Verlust von rund 50 000 Euro gemacht. Das Zivilverfahren wird mit der Befragung von Zeugen fortgesetzt. Ein Termin für die Urteilsverkündung ist noch nicht bekannt.

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