Russland feiert Baubeginn der South-Stream-Pipeline

Anapa (dpa) - Die Energiegroßmacht Russland stößt mit dem Baustart der 16 Milliarden Euro teuren Gaspipeline South Stream durch das Schwarze Meer weiter auf den europäischen Energiemarkt vor.

Kremlchef Wladimir Putin und der staatliche russische Gaslieferant Gazprom gaben am Freitag den Startschuss für das gigantische Energievorhaben mit rund 2380 Kilometern Länge. Gazprom-Chef Alexej Miller feierte den Baubeginn nahe der südrussischen Stadt Anapa auch als „Sieg“ über das von der EU unterstützte Konkurrenzprojekt Nabucco. An South Stream ist auch die BASF-Tochter Wintershall beteiligt. Das erste Gas soll 2015 durch die Leitung fließen.

Das Megaprojekt sei nicht nur für Russland, sondern für ganz Europa wichtig, sagte Putin bei dem Festakt. „South Stream schafft die Voraussetzung für eine zuverlässige Versorgung unserer Kunden in Europa“, betonte der Präsident. Nach seiner Rede umarmte Putin South-Stream-Aufsichtsratschef Henning Voscherau, den früheren Ersten Bürgermeister von Hamburg. Dann schweißten Arbeiter die erste Naht.

„Wir haben Gas, wir haben Abnehmer, bei uns ist alles fertig“, sagte Miller dem russischen Staatsfernsehen. Nabucco kommt hingegen seit Jahren nicht recht voran.

Durch die insgesamt vier South-Stream-Stränge sollen später bis zu 63 Milliarden Kubikmeter Gas jährlich strömen. Das entspricht etwa dem Verbrauch von 38 Millionen Haushalten. Russland will sich aber auch weiter von seinem bislang wichtigsten, aber unberechenbaren Transitland Ukraine für den Gasverkauf in der EU lösen.

Mit South Stream will der Gasriese Gazprom - wie mit der Pipeline Nord Stream durch die Ostsee nach Deutschland - den wachsenden Energiehunger in Europa stillen, der durch den Atomausstieg entsteht. Herzstück der South-Stream-Leitung ist ein 925 Kilometer langer Abschnitt durch das Schwarze Meer. Die 1455 Kilometer lange Landleitung beginnt im bulgarischen Badeort Warna und endet an der italienischen Grenze in Tarvisio. Das maßgeblich von Putin vorangetriebene Projekt geht auf eine Initiative von Gazprom und dem italienischen Energieversorger Eni von 2007 zurück.

Experten sehen angesichts von South Stream kaum Chancen für die Nabucco-Pipeline, die einmal Gas unter Umgehung Russlands aus dem Kaspischen Meer nach Europa transportieren soll. Als wichtigster Partner hatte die Ex-Sowjetrepublik Aserbaidschan im Südkaukasus zuletzt eine kleinere Variante des Vorhabens ins Spiel gebracht.

Die EU wirft Gazprom Missbrauch der Marktstellung vor und hat deswegen im September eine Untersuchung eingeleitet. Zudem pocht Brüssel darauf, dass Gasverkäufer wie Gazprom nicht zugleich Besitzer der Transportwege sein dürfen. Das von der EU unterstützte Pipeline-Projekt Nabucco steht derweil vor Veränderungen in der Eigentümerstruktur: Der Energieversorger RWE, der derzeit 16,6 Prozent hält, will seine Anteile an den österreichischen Mineralölkonzern OMV verkaufen. Entsprechende Aussagen des OMV-Chefs Gerhard Roiss bestätigte die RWE-Tochter „Supply and Trading“. Der Preis soll sich im zweistelligen Millionenbereich bewegen.

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