Razzia bei Anton Schlecker

Es besteht Verdacht auf Untreue, Insolvenzverschleppung und Bankrott. Es drohen bis zu fünf Jahre Haft.

Stuttgart. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat wegen der Pleite der Drogeriemarktkette Schlecker ein Ermittlungsverfahren gegen Anton Schlecker (67) und 13 weitere Beschuldigte eingeleitet.

Es gehe um den Verdacht der Untreue, Insolvenzverschleppung und des Bankrotts, sagte Staatsanwältin Claudia Krauth: „In unserer Vorprüfung hat sich ein Anfangsverdacht bestätigt.“ Das Ermittlungsverfahren könne in einer Anklage münden, aber auch eingestellt werden, betonte sie. Schlecker drohen bis zu fünf Jahre Haft.

Bei ihrer Razzia durchsuchten die 160 Ermittler unter anderem drei Firmenräume im Alb-Donau-Kreis, in dem auch der Schlecker-Firmensitz liegt. Die durchsuchten Wohnungen liegen im Raum Ulm. Zudem statteten die Ermittler privaten Wohnräumen in Berlin, Bayern, Hessen, Niedersachsen, NRW und Sachsen Besuche ab.

Ein Sprecher von Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz erklärte, man unterstütze die Ermittlungen. Nach der Pleite waren Vorwürfe laut geworden, vor Anmeldung der Insolvenz seien Vermögenswerte beiseitegeschafft worden. So seien etwa Immobilien auf Schleckers Ehefrau oder seine Kinder überschrieben worden. Diese Vorwürfe hatte die Familie stets zurückgewiesen.

Geiwitz selbst kann sich nicht vorstellen, dass Anton Schlecker im größeren Stil Vermögen in Sicherheit gebracht habe. Dass bei den staatsanwaltlichen Ermittlungen noch Werte auftauchen, die eine Insolvenz verhindert hätten, könne er sich nicht vorstellen. „Das müsste schon ein dreistelliger Millionen-Euro-Betrag sein“, sagte er.

Privat weiß man nur wenig über den gelernten Metzgermeister aus Ulm. Er lebt zurückgezogen in Ehingen. Interviews gab er nur selten, seit er 1975 den ersten Schlecker-Drogeriemarkt eröffnete und daraus einen Konzern machte, der zu Glanzzeiten mehr als 55 000 Menschen beschäftigte. Früher stand sein Name regelmäßig auf den Listen deutscher Milliardäre.

„Anton Schlecker ist privat sympathisch, und ich erlebte ihn weit entfernt vom Image des bösen Unternehmers“, sagt Konkurrent Dirk Roßmann. Die Öffentlichkeit kennt den Schwaben als jemanden, der Mitarbeiter entließ, um sie für weniger Geld in Subunternehmen einzustellen. Mit der Konkurrenz konnte Schlecker seit Jahren nicht mehr mithalten. dpa

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