Paragon soll Weltbild-Konzern noch im Mai mehrheitlich übernehmen

Augsburg/München (dpa) - Die Münchner Beteiligungsgesellschaft Paragon soll den insolventen Weltbild-Konzern noch im Laufe dieses Monats übernehmen. Es sei geplant, dass alle Betriebsteile des Buch- und Medienhändlers in eine neue Gesellschaft überführt werden, die dann von Paragon als Mehrheitsgesellschafter geführt werde, teilte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz mit.

Paragon soll Weltbild-Konzern noch im Mai mehrheitlich übernehmen
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Er informierte am Montag die Mitarbeiter am Weltbild-Stammsitz in Augsburg über die Verkaufspläne, ein Vorvertrag wurde bereits geschlossen.

Geiwitz bleibt demnach vorläufig als Stellvertreter der Weltbild-Gläubiger Minderheitsgesellschafter. Paragon soll möglichst noch im Mai im Rahmen einer Kapitalerhöhung die bislang von der katholischen Kirche getragene Verlagsgruppe inklusive der Buchläden und der Auslandstöchter übernehmen. Geiwitz und die Investoren betonten, dass sie gute Chancen sehen, Weltbild zu einem dauerhaft erfolgreichen Handelshaus zu machen. „Wenn ein Unternehmen einen gesunden Kern hat, muss der Erhalt und die Sanierung oberste Priorität haben“, sagte Geiwitz.

Auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer sprach von einem „positiven Signal“, wies allerdings darauf hin, dass die Weltbild-Rettung noch nicht ganz unter Dach und Fach ist: „Das stimmt zuversichtlich, wenngleich für den Insolvenzverwalter und alle Beteiligten noch eine Menge zu tun ist.“ Denn in den nächsten Wochen sollen die Bedingungen für die Weltbild-Übernahme zwischen den Parteien nun im Detail verhandelt werden. Danach will Geiwitz über die einzelnen Vertragsbestandteile informieren. Unklar ist bislang noch, wie lange der Insolvenzverwalter im Namen der Gläubiger, zu denen auch die Kirche zählt, noch bei Weltbild engagiert bleibt. Der Gläubigerausschuss hat den Verkaufsplänen bereits zugestimmt.

Die Weltbild-Mitarbeiter regierten erleichtert auf den geplanten Einstieg des Investors: „Alles was wir über Paragon wissen, ist das ein seriöser Spieler“, sagte Konzernbetriebsratschef Timm Boßmann. Paragon ziehe kein Kapital aus aufgekauften Unternehmen, sondern investiere im Gegenteil. Er rechnet damit, dass Paragon drei bis fünf Jahre Weltbild halten wird und die Gesellschaft dann weiterveräußert. „Jetzt ist wirklich erst einmal Ruhe im Unternehmen“, sagte Boßmann daher.

Geiwitz hatte stets betont, dass er die Verlagsgruppe mit dem Online-Handel und dem flächendeckenden Netz von Buchhandlungen insgesamt erhalten will. In den vergangenen Monaten waren in den Medien zahlreiche mögliche Investoren genannt worden, Geiwitz hatte dies grundsätzlich nicht kommentiert. Die Paragon Partners GmbH gehörte allerdings nicht zu den diskutierten Namen. Bislang gehörte der Weltbild-Konzern der katholischen Kirche, im Januar hatte die Verlagsgruppe Weltbild als Mutterhaus Insolvenz angemeldet. Auch das Münchner Erzbistum, dass die Führung der kirchlichen Gesellschafter übernommen hatte, begrüßte nun die Investorenlösung.

Paragon gehört den drei Geschäftsführern und ist seit einem Jahrzehnt auf die Übernahme von mittelständischen Unternehmen im deutschsprachigen Raum spezialisiert. Wie viele andere Beteiligungsgesellschaften ist Paragon bislang in der Öffentlichkeit kaum bekannt. Die beiden derzeit größten Beteiligungen der Münchner Investoren sind die der Nutzfahrzeug-Ersatzteilhändler Europart mit rund 1500 Mitarbeitern und 450 Millionen Euro Jahresumsatz sowie die Motorradzubehör-Kette Polo mit 800 Mitarbeitern in 100 Filialen und 105 Millionen Euro Umsatz. Bei Weltbild setzt Paragon nun auf die Treue der Kundschaft, die auch nach der Insolvenz für eine konstante Nachfrage gesorgt habe. „Um diesen guten Kern herum wird Weltbild neu ausgerichtet, um insbesondere Wachstumschancen im Onlinegeschäft zu nutzen“, hieß es.

In den vergangenen Wochen hatte Insolvenzverwalter Geiwitz die Mitarbeiterzahl bei Weltbild bereits für einen Verkauf massiv reduziert. Bei der Konzernmutter und der Filialtochter waren 875 Beschäftigte in Auffanggesellschaften gewechselt. Etwas mehr als 2000 Mitarbeiter verbleiben bei den zwei Unternehmen, etwa jedes vierte der 220 Weltbild-Geschäfte soll in den nächsten Monaten geschlossen werden. Zudem gehören weitere Töchter in Österreich und der Schweiz sowie der Internet-Händler buecher.de zu Weltbild, die bislang nicht direkt von der Insolvenz betroffen waren. Sie alle sollen künftig aber von Paragon geführt werden.

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