Opel: Kein Astra aus Deutschland?

Die US-Mutter denkt über eine Verlagerung der Produktion nach. IG Metall ist empört.

Rüsselsheim. Ausgerechnet für das beliebteste aktuelle Opel-Modell soll „Made in Germany“ künftig nicht mehr gelten. Im Kampf gegen hohe Kosten, chronische Absatzschwäche und Milliardenverluste setzt das Management auf billigere Produktion im Ausland.

Nach den Plänen soll der Astra künftig nicht mehr im Stammwerk Rüsselsheim vom Band rollen, sondern in Polen und England.

„Das wäre nicht nur eine weitere unternehmerische Fehlentscheidung in der langen Kette der Fehler, es wäre auch eine Kampfansage an die Belegschaften in allen deutschen Standorten und an die IG Metall“, warnt IG Metall-Bezirksleiter Armin Schild, der auch im Opel-Aufsichtsrat sitzt. Besonders für Bochum könnte es eng werden.

Zunächst wäre die Produktionsverlagerung aber für die 3200 Opelaner in der Rüsselsheimer Fertigung ein Schlag, wie Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schaefer-Klug betont: „Im zweiten Halbjahr wird jedes zweite in Rüsselsheim produzierte Auto ein Astra sein. Es wäre eine verheerende Fehlentscheidung, wenn nach Auslauf des derzeitigen Modells kein Astra mehr in Deutschland gefertigt werden würde.“

Schon steigt die Angst bei den Beschäftigten am Stammsitz. „Wenn man Fahrzeuge abzieht, ist das Werk hier nicht mehr ausgelastet und dann werden Mitarbeiter zur Disposition stehen“, warnt Betriebsrat Bernd Wieme. Denn Überkapazitäten sind teuer. Diese schmerzhafte Erfahrung muss Opel seit Jahren machen — obwohl erst vor gut einem Jahr ein Werk geschlossen und 9000 der 48 000 Stellen abgebaut wurden.

In Gewerkschaftskreisen wird befürchtet, dass die Strategie des Managements von Opel und der US-Mutter General Motors (GM) paradoxerweise gerade einen der modernsten Standorte durch geringe Auslastung verteuert — und so das schleichende Ende des Stammwerks verursachen könnte.

Wahrscheinlicher als eine Radikalkur in Rüsselsheim ist ein anderes Ziel: das schon oft angedrohte Aus für den Standort Bochum. Denn die freien Kapazitäten in Rüsselsheim könnten dadurch aufgefüllt werden, dass der Zafira statt im Ruhrgebiet in Hessen vom Band rollt. Auch die IG Metall sieht das Werk Bochum gefährdet. Die dortige Produktion könne „wie auf dem Verschiebebahnhof“ nach Rüsselsheim verlagert werden.

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