Opel-Beschäftigte müssen weiter zittern

Frankfurt/Rüsselsheim (dpa) - Das Zittern in den deutschen Opel-Werken geht weiter. Nach monatelangen Verhandlungen konnten sich Geschäftsführung und Arbeitnehmer nach Gewerkschaftsangaben noch nicht auf eine gemeinsame Strategie zur Sanierung des kriselnden Herstellers einigen.

„Wir brauchen schlicht noch mehr Zeit und wollen eine gute Einigung nicht durch Zeitdruck gefährden“, teilte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Wolfgang Schäfer-Klug mit. Ziel sei, sich so bald wie möglich zu einigen.

IG-Metall-Chef Berthold Huber sagte: „Ziel ist eine Vereinbarung, die die Schwächephase des europäischen Automobilmarktes überbrückt und dabei Beschäftigung an allen Standorten langfristig sichert.“ Ein Knackpunkt bei der Auseinandersetzung: Um Kosten zu drücken und Überkapazitäten abzubauen, will das Opel-Management ein Werk schließen. Doch das haben Gewerkschaft und Betriebsrat bisher vehement abgelehnt. Wackelkandidat Nummer eins ist der Standort Bochum.

Eine wichtige Hürde im Kampf gegen überbordende Kosten hat Opel gemeinsam mit Peugeot-Citroën aber am Freitag genommen. Das Bundeskartellamt gab grünes Licht für die Allianz der Opel-Mutter General Motors (GM) und dem französischen Autokonzern PSA. „Mit der strategischen Allianz geht eine gewisse Marktkonzentration einher“, sagte der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt. Diese führe aber nicht zu einer marktbeherrschenden Position: „In den meisten Fahrzeugsegmenten verkaufen andere Hersteller sowohl in Deutschland als auch in Europa mehr Fahrzeuge.“

Die kriselnden Hersteller wollen ihren weltweiten Einkauf zusammenlegen und ihr Produktionsmaterial angleichen. Der im Frühjahr vorgelegte Plan sieht auch eine siebenprozentige Kapitalbeteiligung von GM an Peugeot vor. Erst am Mittwoch hatten die Hersteller mitgeteilt, dass sie zunächst vier Fahrzeugplattformen gemeinsam entwickeln werden. Die ersten Autos sollen bis Ende 2016 auf den Markt kommen. Ziel sind jährliche Einsparungen von zwei Milliarden Dollar (1,5 Mrd Euro) nach spätestens fünf Jahren.

Während bei Opel seit Monaten über ein Konzept für die Zukunft verhandelt wird, hat Konkurrent Ford Fakten geschaffen: Der Hersteller will in Europa mehr als 6000 Jobs abbauen, vor allem im belgischen Genk sowie in Großbritannien, wo Werke komplett oder in Teilen geschlossen werden sollen.

Bei Opel hatten die Arbeitnehmer eine Einigung bis Ende Oktober angestrebt. Bis dahin ist die Stundung der Tariferhöhung von 4,3 Prozent befristet. Danach müsste das Unternehmen die Belegschaft auf einen Schlag nachträglich auszahlen. Dabei soll es um rund 15 Millionen Euro gehen.

Nach geltenden Verträgen sind die vier deutschen Opel-Werke bis 2014 sicher, bis dahin sind auch betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Das Unternehmen war im Juni mit dem Angebot in die Verhandlungen gegangen, seine Zusage um zwei Jahre zu verlängern - danach aber mit dem Auslaufen der aktuellen Zafira-Generation möglicherweise keine weiteren Modelle mehr in Bochum vom Band laufen zu lassen.

Im Gegenzug sollte über Kostensenkungen und ein Wachstumskonzept bis 2022 diskutiert werden, das neben neuen Modellen und Motoren auch etwa die Fertigung markenfremder Modelle wie Chevrolets in den Opel-Werken vorsieht. Betriebsrat und Gewerkschaft fordern hingegen Zusagen zu Standorten und Beschäftigung über 2016 hinaus.

Opel leidet unter der Absatzkrise ein Europa und kämpft mit teuren Überkapazitäten. Der Autobauer häuft seit Jahren Verluste an und muss dringend die Kosten drücken.

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